Erwischt

Hin und wieder werde ich um einen ganz kurzfristigen Termin gebeten, weil die Paarbeziehung quasi von einem zum nächsten Moment „explodiert“ ist. Scheinbar aus heiterem Himmel ist der GAU eingetreten – eine Seitensprung oder sogar eine längere, heimliche Affäre sind aufgeflogen. Was nun – was tun?
 
Die Zeit nach der „Enttarnung“ kann in unterschiedliche Phasen eingeteilt werden, die sich teilweise überlagern. Die erste könnte man „Pulverdampf“ nennen. Dieser Pulverdampf behindert den klaren Blick auf die Dinge und es ist gut erst einmal Inne zu halten und zu warten bis sich die Sicht wieder etwas klärt.
 

Durch den Pulverdampf

Weil dies natürlich nicht so einfach ist, empfiehlt es sich bereits zu diesem Zeitpunkt, professionelle Hilfe zu suchen. Diese besteht dann zunächst darin, die Paare durch den „Pulverdampf“ hindurchzuführen. Und das hat u.a. auch etwas mit Dampf ablassen zu tun, denn gerade die passiv betroffene Person* empfindet spontan meist Wut, vor allem, wenn sie massiv belogen wurde.
 
Es ist wichtig, dass sich die aktive Person* in dieser Phase dieser Wut stellt und nicht versucht, diese abzuwehren oder zu relativieren. Diese schwierige Aufgabe gelingt meist besser in Gegenwart eines allparteilichen Dritten.
 
Es ist sehr ratsam in der „blinden Pulverdampf-Phase“ keine Ent-Schiedungen zu treffen, auch wenn die Wut und die damit verbundene Rachelust die passiv betroffenen Person oft in diese Richtung treibt. Widerstehen Sie dieser Verführung des „Den/ Die mach ich fertig“ – es gibt keinen Grund, der zu schnellem Handeln zwingt.
 

Wut und Scham

Wo die passiv betroffene Person Wut empfindet, empfindet die aktive oft Scham. Dieses leisere, nach innen gekehrte Gefühl verschwindet zunächst oft unter dem lauten Zorn der anderen Person. Erst wenn dieser sich allmählich abschwächt kann die Scham der aktiven Person spürbar werden.
 
Es ist allerdings nicht zwingend, das die aktive Person Scham empfindet. Auf keinen Fall sollte Scham geheuchelt werden, wenn sie nicht echt ist – das wäre ein weiteres mal unaufrichtig. Ist sie aber echt, sollte das vom/von der Partner(in) auch anerkannt werden.
 
Nach dieser ersten Phase folgt in der Paarberatung eine umfassende Analysephase, in der Fragen geklärt werden wie:
 

  • – Welche Substanz hat die Beziehung noch, soll / kann sie weitergeführt werden?
    – Welcher Ausgleich ist ggf. nötig – kann verziehen werden?
    – Kann verlorenes Vertrauen wieder hergestellt werden und wie?
    – Was haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paarzu lernen?
  •  
    Zu den weiteren Phasen werde ich in meinen nächsten Beiträgen schreiben.
     
    * Ich vermeide hier bewusst die Begriff „Täter“ und „Opfer“, weil sie ungünstig mit einseitiger Schuld einerseits und Handlungsunfähigkeit andererseits besetzt sind.
     


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    Das Gute im Schlechten

    Was ist Gut, was ist Schlecht? Dies zu unterscheiden ist nicht immer einfach. Und dennoch – die meisten Menschen würden zustimmen, dass es schlecht (oder zumindest nicht gut) ist, einen Zug zu verpassen, eine Absage nach einem Bewerbungsgespräch zu bekommen oder beim Fremdgehen erwischt zu werden. Aber können wir uns da sicher sein?

     

    Letztlich können wir erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand beurteilen, ob ein Ereignis positive oder negative Auswirkungen hatte. Oder genauer gesagt MEHR positive oder MEHR negative Auswirkungen, denn selten ist die Welt schwarz ODER weiss. Diese Erkenntnis, dass in jedem Ereignisse möglicherweise auch etwas Gutes stecken kann, hilft uns mit „schlechten“ Ereignissen besser umzugehen.

     

    Gut oder schlecht?

    Immer wieder liest man von Menschen, die deswegen überlebt haben, weil sie ein bestimmtes Flugzeug, welches dann abstürzte, verpasst haben. Meist aber wissen wir nicht, was passiert wäre, wenn wir zum Beispiel die Sitzung pünktlich geendet hätte und wir uns mit dem Auto 10 Minuten eher auf den Weg nach Hause gemacht hätten. Vielleicht wäre uns dann ein schlimmer Unfall passiert, der uns dank des späteren Endes der Sitzung erspart geblieben ist. Diese Art zu Denken meine ich allerdings nicht wenn ich dazu rate im Schlechten das Gute zu sehen, da sie viel zu vage uns spekulativ ist. Es geht um etwas anderes.

     

    Es geht nicht in erster Linie darum zu sehen, welche schlimmen Dinge einem MÖGLICHERWEISE erspart wurden, sondern welche positiven Dinge einem geschenkt wurden. Dazu zwei Beispiele:

     

    Feuerwerk

    Neulich viel mein Flug aus, weswegen ich mein geplantes Ziel nicht mehr erreichte und an einem anderen Ort übernachten mußte als geplant. Wie ärgerlich! Dort allerdings habe ich an diesem Abend ein spektakuläres Feuerwerk sehen können, welches ich sonst verpasst hätte.

     

    Und um auf die Einleitung zurück zu kommen: Hin und wieder kommen Paare zu mir, bei denen gerade ein Seitensprung aufgeflogen ist. Hierin lässt sich sicher erst mit einem gewissen Abstand etwas Gutes erkennen – dann wenn der erste Pulverdampf aus Wut, Trauer, Verzweiflung und Scham verflogen ist.

     

    Immerhin haben beide Partner nun die Chance sich wieder wahrhaftig, ohne Lug und Trug zu begegnen. Nicht selten entwickelt sich aus einer solchen Krise eine vertiefte, gefestigte, wahrhaftigere Paarbeziehung. Dazu bedarf es allerdings bestimmter Voraussetzungen, über die ich in meinem nächsten Blogg schreiben werde.

     

    Aber es braucht gar nicht so ein dramatisches Beispiel. Üben Sie sich darin in allem, was Sie an Ihrem Partner oder überhaupt in der Welt ärgert, die Möglichkeit zu sehen, dass darin auch etwas gutes steckt. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen um sich zu überlegen was genau das sein könnte. Und nur zur Klarstellung: Das ist etwas völlig anderes, als seinen Ärger zu unterdrücken – dazu rate ich sicherlich nicht.

    Weiterlesen…

    Wackel oder Steh?

     

    Diese Überschrift bezieht sich weder auf Wankelmut noch auf die Manneskraft – beides würde ja zu diesem Blog passen – sondern auf die beiden ungleichen Hälften die entstehen, wenn man ein Brötchen aufschneidet. Dazu möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen – und dann noch eine weitere:

     

    Es war ein mal ein Ehepaar, welches seit 30 Jahren jeden Morgen zusammen frühstückte und sich dabei immer ein Brötchen teilte. Nachdem der Mann die Semmel halbiert hatte, gab er seiner Frau den stabilen Unterteil und schmierte sich selbst das wackelnde Oberteil.

     

    So ging es nun Jahr ein Jahr aus, da der Mann sich aus irgend einem Grunde – vielleicht einer beiläufigen, aus dem Zusammenhang entrissenen Bemerkung seiner Frau vor langer Zeit – sicher war, dass diese „Steh“ bevorzugte. Für seine Frau wiederum war es ganz offenkundig, das ihr Mann „Wackel“ den Vorzug gab.

     

    Nach vielen, vielen gemeinsamen Frühstücken kam irgendwann einmal das Gespräch zufällig auf die unterschiedlichen Hälften eines Brötchens und – man ahnt es schon – es stellt sich heraus, dass der Mann all die Jahre viel lieber „Steh“ gehabt hätte während der Frau „Wackel“ wesentlich lieber gewesen wäre.

     

    Noch eine Geschichte

    Es war einmal ein sehr armes Paar, welches sich aber inniglich liebte. Der Mann wusste, dass es der größte Wunsch der Frau war, einen schönen Kamm zu besitzen um ihre langen, seidenweichen Haare damit pflegen zu können. Die Frau wiederum wusste, dass es der Herzenswunsch des Mannes war, eine schöne, stabile Kette für seine geliebte Taschenuhr zu besitzen, auf dass er diese nicht verliere.miklaw-Bezeihungsberatung-blondeHaare

     

    Da beschloss die Frau eines Tages, sich ihrer wunderbaren, langen Haare zu entledigen und diese an eine Perückenmacherin zu geben, damit sie von dem dafür erhaltenenmiklaw-beziehungsberatung-taschenuhrjpg Geld eine Uhrenkette für ihren Mann kaufen könne.

     

    Just zur selben Zeit beschloss der Mann schweren Herzens seine Uhr gegen einen edlen Kamm einzutauschen mit dem sich seine Frau Ihre wunderbaren, langen Haare würde kämen können.

    Worum geht es?

    Die Interpretation dieser beiden märchenhaften Geschichten möchte ich diesmal ganz allein Ihnen selbst überlassen. Schreiben Sie Ihre eigenen Gedanken dazu gerne in einen Kommentar in diesen Blog.

     


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    Ungerecht

    Neulich „beschwerte“ sich eine Klientin bei mir, dass ich IHR vorschlug, bei sich selbst etwas zu verändern, wo es doch ganz offensichtlich ihr Mann sei, der sich ändern müsse. Schließlich sei er es ja, dem der Sex mit ihr egal geworden sei.

     

    Sie fühle sich nun doppelt bestraft: Erstens müsse sie unter dem körperlichen Desinteresse Ihres Mannes leiden und zweitens müsse sie sich nun auch noch ändern – als hab sie etwas falsch gemacht. Das sei ungerecht!

     

    Ich gab der Klientin recht, dass man (bzw. frau) dies tatsächlich als ungerecht empfinden kann. Dann fragte ich sie, die ja, im Gegensatz zu ihrem Mann, den das sexlose Leben nicht weiter zu stören schein, unter der Situation litt, was denn statt dessen eine gerechtere Lösung des Problems sei.

     

    Was ist gerecht?

    Gerechter sei es natürlich, so antwortete sie, wenn ihr Mann sich ändern würde um wieder mehr Interesse an ihr zu haben – aber das würde er wohl nicht tun, so fuhr sie fort, da er ja kaum leide.

     

    Und genau hierin liegt die entscheidende Einsicht der Klientin, denn wenn sie nichts ändert und daher weiter leidet, wird die Situation dadurch auch nicht gerechter.

     

    Das Gefühl der Ungerechtigkeit kommt auch daher, dass wir Veränderung oft als Akt der Schwäche statt der Stärke begreifen. Oft glauben wir, dass derjenige, der sich ändert bisher etwas falsch gemacht hat, also ein Schuldeingeständnis abgibt, während derjenige, der so weitermacht wie immer, alles richtig gemacht hat. Eine andere Sichtweise wär: Wer in der Lage ist, etwas zu ändern ist eher ein selbst bestimmter, freier Mensch als derjenige der nicht dazu lernen will oder kann.

     

    Schule des Lebens

    Es ist ähnlich wie mit der Schule: Ist es eine ungeliebte Pflicht, dort hin gehen zu müssen oder sind wir dankbar etwas lernen zu dürfen? Die Sichtweise dazu hängt sicherlich auch von der inneren Reife ab. Während Kinder eher zu ersterer Ansicht tendieren, zahlen Erwachsene oft viel Geld um in Seminaren und Kursen Neues zu erfahren, weil Sie das Lernen als wertvoll betrachten.

     

    Übertragen auf die Klientin bedeutet das: Ist es wirklich so ungerecht, dass sie etwas verändern muss, wenn sie leidet und ihr Mann das (noch) nicht tut, oder liegt für sie auch ein Schatz darin, ihre Möglichkeiten und Sichtweisen zu erweitern, während ihr Mann noch in der Stagnation verhaftet ist.

     

    Und so wie der Gang zur Schule nicht immer ein „reines Zuckerschlecken“ ist und wir sicherlich manchmal darüber geflucht haben, so mag auch die Schule des Lebens und Liebens anstrengend sein. Dennoch scheint es mir sinnvoll in beidem eher ein Geschenk als eine ungerechte Strafe zu erblicken, denn diejenigen zu beneiden, die nichts mehr lernen wollen oder können, scheint mir absurd.

    Wenn Du mich lieben würdest…

    Vielleicht haben Sie diesen Satz auch schon einmal gedacht oder gar ausgesprochen. Gehört oder gelesen haben Sie ihn mit Sicherheit schon: „Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann würdest Du…..“

    Für den zweiten Teil des Satzes gibt es unendlich viele Variablen, wie zum Beispiel:

    …öfters den Mülleimer herunter bringen
    …von selber wissen, was ich mir wünsche
    …offener mit mir sprechen
    …mir nicht weh tun mit Deinen Wünschen
    …aufmerksamer sein
    …dieses tun und jenes lassen

    Warum erwähne ich das hier? Was ist das Interessante an diesem Satz? Mindestens dreierlei:

    Zum einen steckt in der Aussage die Annahme vom Partner* nicht tatsächlich geliebt zu werden.

    Zum anderen die Vorstellung, dass es für Liebe bestimmte Beweise oder zumindest Indizien gäbe, an denen man ablesen kann, ob nun Liebe vorhanden ist oder nicht, wenn ja, ob im genügendem Maße und von ausreichender Qualität – die wahre Liebe eben.

    Und zum dritten wird offensichtlich, dass die Frage nach dem wirklich richtig geliebt werden offenbar sehr viele Menschen umtreibt. Doch ist sie wirklich so bedeutungsvoll und wichtig?

     

    Wahre Liebe

    Die erste Annahme – zumindest wenn sie sich verfestigt und nicht als kurzer Anflug eines Zweifels schnell wieder verfliegt – ist oft ein Zeichen mangelnder Selbstliebe oder eigener Liebesfähigkeit. Wir versuchen zu ergründen, ob die Liebe eines anderen Menschen zu uns wahr ist, statt zu erkennen, dass die Zweifel daran in uns selbst begründet liegen. Zweifel und Liebe schließen sich aus.

    Wenn wir zweifeln, können wir nicht vertrauen und wenn wir nicht vertrauen können wir uns nicht in die Liebe fallen lassen. Wir sind auf der Hut und fühlen uns nicht geliebt, auch wenn der Partner* dies noch so sehr tut. Es entsteht dann der EINDRUCK unser Partner* würde uns nicht richtig lieben, nur weil er nicht das tut (oder lässt), von dem WIR glauben, es sei ein Zeichen von Liebe.

    Liebesbeweise

    gibt es nicht! Liebe ist nicht beweisbar. Wir können glauben geliebt zu werden, wir können uns für liebenswert halten, wir können uns geliebt fühlen oder eben auch all das nicht. Die Idee aber, das ein Mensch einem anderen Menschen beweisen könne, dass er ihn liebe ist – mit Verlaub – völlig absurd. Die wahre, reine Liebe ist ein äußerst zartes Wesen, dass sich jeder Vereinnahmung, jeder Instrumentalisierung, jeder Erwartung an sie entzieht.

    Der Satz „Ich liebe Dich“ drückt nur genau dieses aus, nämlich „Ich liebe Dich“. Sonst nichts. Nichts Weiteres lässt sich daraus herleiten! Nichts wie wir uns aufeinander beziehen müssten, nichts was wir für einander tun müssten, nichts wer wir für einander sein sollten. Leider wird das zarte Wesen der Liebe dauernd überlastet mit Deutungen und Ansprüchen, unter denen sie zusammenbricht.

     

    Liebenswert und liebesfähig

    Bedeutungsvoller als die Erforschung der Frage „Werde ich wirklich geliebt?“, wofür es ja nie Beweise geben kann, sind daher andere:

    – Halte ich mich der Liebe wert?
    – Kann ich selbst lieben – auf meine ganz persönliche, individuelle, ureigene Art – abseits vorgegebener Schablonen und Vorstellungen, wie Liebe zu sein hat.

    Immer mal wieder kommen Klienten zu mir, die dann zu dem Schluss kommen, sie selbst könnten nicht lieben. Meist stellt sich allerdings heraus, dass sie dies sehr wohl können, nur nicht in einer Weise die ihren eigenen Vorstellungen davon gerecht wird, wie Liebe sein sollte.

    Liebe aber ist nicht so oder so und auch nicht so. Liebe ist

    * = Der Begriff Partner ist geschlechtsneutral zu verstehen, d.h. in diesem Fall ist sowohl der männliche Partner wie auch die weibliche Partnerin gemeint

     


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    Aussen vor

    Kürzlich erzählte mir ein Klient eine denkwürdige Geschichte über eine Geburtstagsfeier in seiner Abteilung. Vieles kann man daraus erkennen, weswegen ich hier seine Erzählung beispielhaft wiedergeben möchte:

     

    Der Klient, nennen wir Ihn Herrn Icks, erzählte mir, dass es in seiner Abteilung, bestehend aus 10 Personen üblich war, die jeweiligen Geburtstage in einem kleinen Rahmen von etwa 15 Minuten mit Kaffee und Kuchen zu feiern. Einmal sah er, wie sich die Abteilung wieder zu solch einer Geburtstagsfeier versammelte. Er selbst blieb aber solange im Abseits stehen, bis ihm einer der Kollegen flapsig – scherzhaft zuwarf: „Na, brauchst Du eine extra Einladung?“ Erst dann gesellte er sich zu den anderen.

     

    Ich erzähle Ihnen diese Geschichte aus mehrerlei Gründen, deren Überschriften lauten:

    – Aufmerksamkeit für eigene Muster
    – Unterschied zwischen innerer und äußerer Wahrheit
    – Prägung durch die Erziehung
    – Selbsterfüllende Prophezeiung

     

    Der Reihe nach

    Der Klient erzählte mir diese Geschichte, weil er bei sich selbst ein bestimmtes, immer wiederkehrendes Muster festgestellt hat, nämlich das Gefühl nicht dazu zu gehören, nicht gewollt zu sein. Es ist eine große Leistung, ein solches Gefühl („ich gehöre nicht dazu“) als eigenes Muster zu erkennen anstatt mit Sicherheit davon auszugehen, Opfer eine feindseligen Umgebung zu sein.

     

    Und damit sind wir schon beim zweiten Lernpunkt aus dieser Geschichte, dem Abgleich zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit. Die äußere Wirklichkeit war, das Herr Icks sehr wohl und wie selbstverständlich in der Geburtstagsrunde willkommen war. Sein Kollege verstand gar nicht, warum er nicht mit hinzu kam. Nur Herr Icks selbst empfand sich als nicht willkommen, ganz losgelöst von der äußeren Realität.

     

    Zeit allein heilt nicht alle Wunden

    Herr Icks war selbst-reflektiert genug, um die Ursache seiner Muster zu erkennen: „Meine Mutter sagte immer, geh nur dahin, wo Du auch eingeladen bist“. Schwerer noch wiegt wohl der Umstand, dass er die ersten zwei Jahre seines Lebens in einem Heim verbringen musste, weil er seiner Mutter offenbar nicht „willkommen“ war. All dies liegt schon über ein halbes Jahrhundert zurück, entfaltet aber ganz offenkundig immer noch eine enorme Kraft im Leben von Herrn Icks.

     

    Letztendlich hatte Herr Icks Glück, dass es auffiel, dass er bei der Feier abseits stand und ihn jemand daraufhin ansprach. Wäre dies nicht geschehen, hätte sich die selbst erfüllende Prophezeiung „Ich bin nicht gewollt“ noch verstärkt. Herr Icks wäre darin bestätigt worden, dass die anderen ihn nicht dabei haben wollen und die Kollegen hätten ihrerseits den abseits Stehenden vielleicht tatsächlich für einen Sonderling gehalten, mit dem man besser nicht so viel zu tun hat.

     

    Ich selbst bin immer wieder erstaunt, wie viele Erkenntnis man mit ein wenig Übung und Aufmerksamkeit gewinnen kann, wenn man sich kleine, alltägliche Geschichten mal etwas genauer anschaut. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen erkenntnisreichen Alltag.

     


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    Soll und Haben

    Sie stellen sich vielleicht vor, dass Ihr Partner* und Ihre Beziehung doch am Besten so und so sein SOLL. Und Sie HABEN einen Partner* und eine Beziehung der dieser Vorstellung nur zum Teil entspricht. Die Einheit in der diese Differenz zwischen SOLL und HABEN gemessen wird, ist meist Unzufriedenheit. Muss das so sein oder geht es auch anders?

     

    Meine Antwort lautet Ja. Ja, theoretisch geht es auch anders. Praktisch auch – wenn die zwei folgenden Voraussetzungen erfüllt sind. Zum einen müssen Sie sich vorstellen können, das es anders geht, z.B. so wie hier im Folgenden beschrieben – zum anderen müssen Sie bereit sein, diese neue „Technik“ auch einzuüben.

     

    Es ist ähnlich wie wenn jemand Klavier spielen möchte. Zunächst muss er erst einmal Lust darauf haben und sich vorstellen, dass dieses überhaupt grundsätzlich möglich ist. Dann muss er über längere Zeit üben und sich dabei am besten schon an den kleinen Fortschritten freuen.

     

    So kann’s gehen

    Ich möchte Ihnen folgende Idee vorstellen, wie Sie Ihre Beziehung und ganz allgemein Ihr Leben zufriedener gestallten können: Voraussetzung für Unzufriedenheit ist, dass wir Konzepte im Kopf haben wie bestimmte Dinge sein sollten. Wenn diese dann nicht so sind, wie es unser Konzept vorgibt, werden wir unzufrieden.

     

    Mein Vorschlag ist nun im ersten Schritt diese Konzepte als solche zu erkennen und im zweiten Schritt sie mal probehalber „abzuschalten“. Konkret sieht das so aus: Ich stelle mir vor. mein Partner sollte X tun, er macht aber Y. Wenn ich mir nur Y anschaue, ohne es mit X zu vergleichen, wie fühlt es sich dann an? Mit anderen Worten: Ist Y an sich tatsächlich so schlecht und unerträglich, oder ist es nur der Unterschied zu meinem eigenen Konzept X, der mir so unerträglich vorkommt?

     

    Woran erkenne ich Konzepte?

    Vor allem daran, dass sie bei anderen Menschen anders sind. Durst ist kein Konzept, denn jeder Mensch hat das Bedürfnis, sogar die Notwendigkeit zu trinken. Ein stets aufgeräumtes Wohnzimmer, eine steile berufliche Karriere oder sexuelle Treue hingegen sind Beispiele für Konzepte, denn manche Menschen legen Wert darauf, andere nicht. Wenn einer Ihrer inneren Sätze beginnt mit: „Meine Partnerin* sollte….“, ist dies ein Hinweis darauf, das Sie es hier mit einem Konzept oder Glauubenssatz zu tun haben könnten, der Ihnen bisher vielleicht noch garnicht bewusst war.

     

    Natürlich ist es nicht leicht, derlei als selbstverständlich eingefleischte Konzepte über Bord zu werfen. Darum geht es aber auch nicht und auch nicht darum, eigene Bedürfnisse zu verleugnen. Worum es geht ist erstmal nur das „probeweise Abschalten“ der Konzepte, um ein Gedankenexperiment also das neue Erkenntnisse und Spielräume schaffen kann.

     


    * = Dieser Begriff, wie auch weitere Begriffe mit grammatikalischem Geschlecht, sind geschlechtsneutral zu verstehen, d.h. in diesem Fall ist sowohl der männliche Partner wie auch die weibliche Partnerin gemeint

     


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    Lebe gefährlich

    Zuerst möchte ich allen Lesern ein gutes neues Jahr 2017 wünschen – was auch immer „gut“ für sie persönlich bedeuten mag.
    Milos Zeman, der tschechische Präsident, wünschte den Menschen seines Landes zum Jahreswechsel „ein gefährliches Leben, ein Leben voller Risiken und Kämpfe“. Nur traditionsgemäß „Gesundheit, Glück und ein langes Leben zu wünschen“ so sagte er „wäre zu unoriginell und eine reine Phrase“

    Ich habe mich gefragt, was Zeman wohl gemeint habe könnte, mit dem „gefährlichen Leben“. Wahrscheinlich ist es nicht die Empfehlung unangeschnallt mit überhöhter Geschwindigkeit über eine Nebel verhangene Autobahn zu rasen.

     

    Ich denke, gemeint ist ein Leben, welches das Risiko und den Konflikt nicht scheut an Stellen, wo dies notwendig erscheint. Ein Leben getragen vom Mut für eigenen Positionen einzustehen ohne sich dabei in Starrheit zu verrennen.

     

    miklaw-beziehungsberatung-skala

     

    Machen Sie einmal folgendes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich eine Skala vor – auf der einen Seite steht als Extrem „Querulant und Provokateur“ auf der gegenüber liegenden Seite als Extrem „Mitläufer und Kuscher“. Die Mitte ist ebenfalls markiert. Nun ordnen Sie sich selbst auf dieser Skala möglichst ehrlich ein. Vielleicht fällt Ihnen dabei auf, dass Sie abhängig vom Kontext – Arbeitswelt, Kinder, Partner, Verein/Partei etc. – zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

     

    Sind Sie zufrieden mit Ihrer Position in den verschiedenen Bereichen? Wo würden Sie sich gerne mehr in die eine oder andere Richtung bewegen? Was hielt Sie bisher davon ab? Wenn Sie es nun täten, welche Vor – und Nachteile hätte das? Würden Sie wagen, es einmal auszuprobieren?

     

    In meiner Arbeit mit Paaren habe ich festgestellt, dass nicht nur zu viel Streit und Konfrontation zu Problemen führt sondern auch zu viel Harmonie, wenn sich diese aus der Angst heraus speist, notwendige Konflikte anzusprechen und fair auszutragen.

     

    In diesem Sinne wünsche auch ich Ihnen ein „gefährliches Leben“ – eines welches das Risiko nicht scheut an den Punkten, wo dies notwendig ist.

     


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    Tue Ungewöhnliches

    Altes Pfadfinder-Motto: Jeden Tag eine gute Tat. Tun Sie sich selbst jeden Tag eine gute Tat – das heißt jeden Tag eine ungewöhnliche Tat. Das muss nichts Spektakuläres sein, kann Spaß machen, vor allem aber wird es Ihren Möglichkeitsraum erweitern. Und Sie werden merken, dass man die Dinge auch ganz anders tun kann, die Dinge dadurch auch ganz anders sehen kann, das Leben auch ganz anders ausgestalten kann.

     

    Hier ist eine Liste mit elf Anregungen, was Sie ungewöhnliches tun könnten:

    • Tee kochen statt einen Softdrink aus dem Kühlschrank holen
    • Einen anderen Weg zur Arbeit oder zum Kaufmann gehen
    • Eine andere Sorte Bier kaufen / bestellen, eine andere Zigarettenmarke rauchen
    • Ein altes Kleidungsstück mal wieder anziehen und danach ggf. aussortieren
    • Einem Obdachlosen 5 Euro geben statt 5 Obdachlosen ein Euro
    • Cafe mit /ohne Zucker / Milch trinken
    • Popcorn mit Salz statt Zucker essen
    • Einen Bart wachsen lassen oder abrasieren bzw. einen andere Farbe des Lippenstifts wählen
    • Einen anderen Platz auf Couch oder am Esstisch einnehmen
      oder auf der anderen Seite des Ehebettes schlafen
    • Den Weihnachtsbaum anders / mit anderen Materialien schmücken als sonst
    • Diese Liste um 11 weitere Ideen ergänzen (vielleicht zusammen mit Ihrem Partner / Partnerin – das kann sehr lustig sein und die Phantasie anregen)

    Natürlich müssen Sie diese Anregungen ggf. auf Ihren persönlichen Lebensstil übertragen. Wer also Popcorn sowieso immer mit Salz isst, sollte es mal mit Zucker verspeisen. Und Wenn Sie gar kein Popcorn mögen, dann essen Sie Pommes statt mit Mayo mal mit Ketchup oder umgekehrt.

     

    Wichtig ist, das Sie dieses „Spiel“ nicht nur als Spiel betrachten, sondern bewusst den Unterschied des Neuen zum Alten wahrnehmen.

     

    Wozu soll das gut sein?

    Ein ganz zentraler Aspekt meiner Arbeit besteht darin, Menschen dazu zu motivieren, ihren eigenen Handlungs- und Gefühlsspielraum zu erweitern. Denn wenn Menschen eine größere Zahl an möglichen Handlungen, Reaktionen, Gefühlen zur Verfügung steht, fühlen sich diese Menschen meist freier, lebendiger, zufriedener, echter. Und ganz nebenbei lösen sich dadurch auch so mache inneren und äußeren Konflikte.

     

    Sozusagen als kleinen „Lockerungsübung“ gegen all zu eingefahrenen Selbstverständlichkeiten soll eben dies ungewöhnliche Tun dienen. Ein wenig Dehn-Gymnastik für Geist und Seele.

     

    Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern schon jetzt harmonische Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr, denn der nächste Pinwand Beitrag wird erst im Januar 2017 erscheinen.

     


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    Infoabend Bewusstes Entladen

    Sicherlich kennen Sie das: Jemand drückt Ihnen „die Knöpfe“, Sie sind gereizt und ungehalten, verlieren ohne es zu wollen Ihre Souveränität, lassen Ihre Spannung oder Wut dann z.B. am Gegenüber ab oder unterdrücken sie mühsam und es kommt zu Streit und zur inneren und/oder äußeren Disharmonie.

     

    Oder umgekehrt, Sie drücken ungewollt einer anderen Person die Knöpfe, triggern sie, aktivieren sie durch eine Kleinigkeit, und verstehen gar nicht warum diese Person so übertrieben und aggressiv reagiert…..

     

    Der emotionale Rucksack

    miklaw-beziehungsberatung-emotionaler-rucksack

    Schuld daran ist unser „emotionaler Rucksack“ in dem sich bei uns allen im Laufe des Lebens allerlei unausgelebte Gefühle abgelagert und zu Frust und Wut verwandelt haben. Wenn Sie keine Lust mehr haben, sich immer wieder Knöpfe drücken zu lassen, müssen Sie den Rucksack angemessen entrümpeln.

     

    Das bewusste Entladen ist eine sehr wirkungsvolle Technik angestaute Emotionen aus unserem „emotionalen Rucksack“ zu entlassen und so entspannter, selbstbestimmter, souveräner und (konflikt)freier zu leben. „Erfunden“ hat diese Methode Vivian Dittmar (www.viviandittmar.net), nachzulesen ist sie in Ihrem Buch „Bezeihungsweise“ welches auch darüber hinaus sehr empfehlenswert ist.

     

    Das bewusste Entladen geschieht zu zweit: Eine Person entlädt, die andere hält den Raum, und dann umgekehrt. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse oder Fähigkeiten notwendig, nur die Bereitschaft, sich drauf einzulassen und es auszuprobieren.

     

    Was erwartet Sie am Infoabend?

    – Kurzer theoretischer Hintergrund zum emotionalen Rucksack und den abgelagerten, geronnenen Emotionen

    – Ausführliche, praktische Beschreibung des bewussten Entladens, insbesondere

    – Was bedeutet Raum halten?

    – Wie entlade ich „richtig“?

    – Kurze Demonstration einer bewussten Entladung

    – Beantwortung Ihrer Fragen

     

    Wann? Wo?

    Dienstag, den 13.12.

    in den Räumen von meeet – West (www.meeet.de),

    Konstanzer Straße 15A – 10707 Berlin Wilmersdorf,
    direkt an der U Bahn Station Konstanzer Strasse

     

    Ankommen ab 19.30
    Beginn pünktlich 20.00
    Ende gegen 21.30

     

    Der Eintritt ist frei, ich bitte aber um Anmeldung per e-mail, da die Plätze begrenzt sind unter:

    beratung@miklaw.de

     


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