Bild aktualisieren

Nach fast 10 Jahren habe ich mein Portraitfoto auf meiner Homepage aktualisiert. Menschen verändern sich im Außen wie im Innen, daher ist es wichtig von Zeit zu Zeit Bilder zu erneuern. Bilder, die wir von uns selbst haben, Bilder mit denen wir uns anderen gegenüber darstellen und Bilder die wir beispielsweise von unserem Partner oder Partnerin haben. 

Es ist wie mit Kindern, die man jeden Tag sieht. Man bemerkt nicht, dass sie wachsen. Nur Menschen die die Kinder selten zu Gesicht bekommen entfleucht das berühmte: „Ach bist Du aber groß geworden“. Im Alltag erkennen wir oft nicht wie wir uns selbst verändert haben mit den Jahren und wie der/ die Partner(in) sich entwickelt hat – ja vielleicht gewachsen ist.

Du hast Dich gar nicht verändert

Was meist als Kompliment gemeint ist, löst bei mir selbst keine wahre Freude aus. Sollte ich mich tatsächlich gar nicht entwickelt haben und der Stagnation anheim gefallen sein? Für mich zwar keine schöne Vorstellung, aber offensichtlich ist Veränderung bei vielen Menschen nicht besonders gut beleumundet.

Warum ist das so? Denken wir Veränderung geht meist ins Negative? Oder liegt es daran, dass Veränderung auch immer bedeutet, Bekanntes, Berechenbares zu verlassen und sich ins unbekannte, unwägbare Neue zu begeben – was durchaus auch in der Umgebung unangenehme Ängste auslösen kann.

Aus der Praxis

In meiner Praxis erlebe ich oft, daß Probleme in der Partnerschaft aus folgenden zwei Phänomenen heraus entstehen:

  1. Partner A sieht Partner B noch immer so, wie dieser vor vielleicht 10 Jahren war
  2. Partner A macht Partner B Vorwürfe, dass dieser nicht mehr so ist wie früher

Wenn ein Satz oder Gedanke mit den Worten beginnt „Mein(e) Partner(in) ist /macht immer…..“ deutet das oft auf das erster Phänomen hin. Fragen Sie sich dann:

  • Stimmt es tatsächlich daß mein(e) Partner(in) IMMER dies oder jenes tut oder sagt?
  • Oder ist es vielleicht so, daß dies zwar FRÜHER OFT der Fall war, nun aber weniger geworden ist?

Im 2. oben beschriebenen Fall der Vorwürfe rate ich den Partnern zu schauen, was genau sie an den Veränderungen kritisieren, was ihnen vielleicht sogar Angst macht. Da wir oft vor dem Angst haben, was wir nicht kennen, ist es ratsam Veränderungen des Partners nicht einfach nur abzulehnen, sondern uns dafür zu interessieren, diese Veränderungen genauer kennen zu lernen.

Zugegeben – all das ist nicht immer einfach – auch nicht In der geschützten und begleiteten Situation einer Beziehungsberatung. Allerdings fällt es unter professioneller Betreuung doch oft leichter den Mut zu fassen, das nicht ganz einfache zu tun und anzusprechen.



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Offen oder geöffnet?

Einen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.7.18, in dem ich zitiert werde, möchte ich zum Anlass nehmen, mit Ihnen einige Gedanken sowie Erfahrungen aus der Beratungspraxis zum Thema offene Beziehungen zu teilen. Das Resümee gleich vorweg: Es handelt sich bei dieser Beziehungsform weder um ein einfaches Allheilmittel für jedermann / jedefrau noch sind solche Verbindungen von vornherein zum scheitern verurteilt. Worauf also kommt es an?

Aus den vielen Faktoren, die eine Rolle spielen, kann ich hier nur einige herausgreifen. Wer mit dem Gedanken an eine offen Beziehung spielt, sollte sich zunächst ehrlich Rechenschaft darüber ablegen, aus welchen Motiven heraus ihm eine solche komplexe Beziehungsgestaltung reizt. Wer diese Beziehungsform für sich ablehnt, sollte übrigens auch wissen warum.

Gute Frage – nächste Frage

Eine offene Beziehung ist eine solche in der die sexuelle Ausschließlichkeit nicht vereinbart ist -werder explizit noch, was ja klassischerweise häufiger der Fall ist implizit, also unausgesprochen. Aber was ist es statt dessen? Auch darüber sollte man sich bewusst werden bzw. mit einander ins Gespräch kommen.

In besagtem Artikel grenzt mein Kollege Jochen Rögelein die offene von der geöffneten Beziehung ab. Eine sehr interessante Unterscheidung, wie ich finde (mehr dazu hier). Und wenn die sexuelle Exklusivität nicht mehr gilt braucht es dann andere Exklusivitäten, überhaupt andere Regeln oder liegt die wahre Freiheit in der Liebesanarchie?

Nicht dass es allgemeingültige Antworten auf diese Fragen gäbe, dass ich sie gar wüsste, wichtig erscheint mir aber in diesen Fragen Klarheit anzustreben. Wenn zwei sich nicht einigen können ob eine offene Beziehung das richtige ist, mag es daran liegen, dass beide ganz abweichende Vorstellungen mit diesem Terminus verbinden.

Akzeptieren was ist

Natürlich ist es viel leichter eine offene oder geöffnete Beziehung zu leben, wenn beide Partner von Anfang an dieses Beziehungsmodell wollen. In meine Praxis kommen oft Paare bei denen einer von beiden sich wünscht, die Beziehung zu öffnen, nachdem sie „klassisch“ begonnen hat. Der andere Partner* ist meist nicht zur selben Zeit am selben Punkt und fühlt sich durch die Wünsche nach Öffnung oft bedroht.

Der wichtigste erste Schritt in einer solchen Situation, denn beide gehen sollten ist nicht leicht: Beide sollten die Wünsche bzw. Befürchtungen des jeweils anderen Partners* sehr ernst nehmen und sie keinesfalls „wegdiskutieren“ wollen, nur weil sie für die eigene Position sehr unbequem sind. Basis für eine Lösung ist das Anerkennen: „Ja mein Partner* hat diese Wünsche bzw. ja mein Partner* hat diese Befürchtungen und ichakzeptiere dass es gerade so ist“.

Auf dieser Basis der Akzeptanz dessen was gerade ist kann ich Paare darin unterstützen, behutsam ihre Beziehungsgrundlage zu aktualisieren. Welche Fragen dabei oft auftauchen können Sie im nächsten Bloggbeitrag lesen

*= Der Begriff Partner kann genauso auch als Partnerin gelesen werden ist also hier geschlechtsneutral gemeint 


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Schuld oder Verantwortung?

Bis in die 70er Jahre wurde vor Gericht festgestellt, wer von beiden die Schuld an einer Scheidung trägt. Das gibt es heute so zu Glück nicht mehr. Dennoch ist der Gedanke immer noch weit verbreitet, klären zu wollen, wer an einer bestimmt Situation schuld ist. Beratungen in meiner Praxis klammern die Schuldfrage weitestgehend aus. Warum sich das bewährt hat lesen Sie hier:

 
In meiner Arbeit mit Klienten ersetzt ich das Wort Schuld durch Verantwortung. Doch worin liegt der Unterschied? Bevor Sie direkt weiter lesen, können Sie einmal eine Minute inne halten, und für sich selbst diese Überlegung anstellen – vielleicht sogar zusammen mit Ihrem/Ihrer Partner(in) – und dann Ihre Ergebnisse mit meiner Sichtweise vergleichen.

 

Vorwärts oder rückwärts

Verantwortung ist nach vorne gewandt, Schuld nach hinten. Schuld ist derjenige, der in der Vergangenheit etwas falsch gemacht hat. Es tun sich damit also gleich zwei Probleme auf: Erstens ist es oft nicht eindeutig festzustellen was falsch und was richtig ist. Dazu bräuchte es ein von beiden Partnern anerkanntes, verbindliches und ganz eindeutiges Wertesystem, denn nur in Bezug auf ein solches, also auf eine bestimmte verbindliche Moral oder Ethik kann etwas falsch ( =nicht dieser Norm entsprechend) oder richtig ( = im Einklang mit dieser Norm) sein. Zweitens liegt das Tun oder Lassen das zur Schuld geführt hat in der Vergangenheit und kann daher nicht mehr rückgängig gemacht werden.

 
Die Schuldfrage wird oft vor allem deshalb geklärt, weil der Schuldige dann die Verantwortung für die Folgen seines Handelns übernehmen muß. Was aber, wenn beide Partner von sich aus Verantwortung für das übernehmen, was sie selbst Gutes tun können, unabhängig, ob sie dazu durch einen „Schuldspruch“ gezwungen wurden? Dann wird es für die Lösung einer Situation unerheblich wer die Schuld für sie trägt.

 
Durch die meist unfruchtbare Diskussion darüber, wer Schuld hat, wird oft sehr viel Zeit und Energie verschwendet, die bei der tatsächlichen Lösung der Probleme dann fehlt. Aus meiner Erfahrung ist dies einer der Hauptgründe, warum Paare sich „im Kreise drehen“ statt voran zu kommen. Deshalb ist es mir in meinen Beratungen ein wichtiges Anliegen meine Klienten weg von dem lähmenden Schuldfrage-Kampf hin in die lösungsorientierte Eigenverantwortung zu begleiten.

 

Ein Beispiel

Stellen Sie sich vor, sie haben sich durch Unachtsamkeit aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgesperrt. Wer ist daran Schuld? Sie! Stellen Sie sich nun vor, Ihr(e) Partner(in) kommt wenig später nach Hause und hat ihren eigenen Schlüssel dabei. Wer ist nun in der Verantwortung die Tür zu öffnen? Natürlich derjenige, der einen Schlüssel hat. VerANTWORTung führt zu Antworten, Schuld nicht.
 


 

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Was wenn nicht Paar?

Das Ergebnis einer Beziehungsberatung kann auch sein, daß die Paarbeziehung nicht weiter geführt wird. Aber was statt dessen? Können wir Freunde bleiben – oder werden? Wie wollen wir unsere Elternschaft organisieren? Sollten wir (erstmal) gar keinen Kontakt mehr haben? Auf diese Fragen gehe ich im dritten Teil der kleinen Serie über Paarberatung ein.

Durch die obigen Fragen wird klar, daß das Ende einer Paarbeziehung nicht zwangsläufig das Ende überhaupt jeder Beziehung zu dem anderen Menschen ist. Wie die Phase nach der Trennung gestaltet werden soll, hängt von vielen Faktoren ab, z.B.

  • Gibt es gemeinsame Kinder – wie alt sind diese?
  • Gibt es eine gemeinsame Wohnung und oder gemeinsamen Besitz?
  • Sind beide mit der Trennung einverstanden oder wollte sie nur einer von beiden?
  • Haben beiden den Wunsch auf irgend eine Weise in Kontakt zu bleiben oder ist dies nur eine (vorübergehende) Notwendigkeit?

 

Gestaltungsspielraum nutzen

Durch die Beschäftigung mit all diesen Fragen wird deutlich, dass sich Trennung bzw. die Phase nach der Trennung aktiv gestalten lässt. Trennung besagt, dass ich mit einer Person nicht mehr in einer Paarbeziehung lebe, das Wort gibt aber keine Auskunft darüber, in welchem Verhältnis Sie statt dessen mit der Person stehen. Da ist vieles möglich, von

  • Absolutem Kontaktabbruch / Kontaktvermeidung über
  • Oberflächlich entspanntes Verhältnis, wenn man sich zufällig mal begegnet
  • Funktionierende „Geschäftsbeziehung“ z.B. um weiterhin gemeinsam Elternschaft zu leben bis hin zu
  • persönlicher Freundschaft mit Interesse am Leben und dem Wohlergehen des anderen

So gesehen ist eine Trennung auch der Anfang einer neuen Phase, die Sie gestalten können, manchmal, bedingt durch äußere Notwendigkeiten auch müssen. Konkret bedeut das, daß einige Paare, bei denen die Beratung bei mir in eine Trennung mündete, noch zu einigen weiteren Gesprächen kommen, um herauszufinden, wie es nun weiter gehen soll.

 

Trennung ist nicht Ende sondern Anfang

Genau genommen beginnt nach der Trennung nicht EINE neue Phase sondern mehrere. Zunächst kann bei einem oder beiden der Schmerz und die Verletzung so im Vordergrund stehen, daß für eine gewisse Zeit der größtmögliche Abstand gesucht wird. In späteren Phasen kann dann vielleicht wieder ein anderer Umgang miteinander gefunden werden.

Die Muster und Möglichkeiten nach einer Trennung sind individuell sehr verschieden, weswegen es hilfreich sein kann, sich durch diese schwierige Zeit begleiten zu lassen, sei es gemeinsam als ehemaliges Paar, sei es als Einzelperson.

Ein ganz persönliches Herzensanliegen ist mir dabei die Begleitung von Eltern in der Trennungsphase. Und ich muß zugeben, daß ich dabei – im Gegensatz zu meiner sonstigen Arbeit – nicht ganz unparteiisch bin, sondern mir das Kindswohl besonders wichtig ist. Leider werden Kinder, oft sogar ohne bewusste Absicht, als Druckmittel im Kampf der Eltern mißbraucht. Auch kleinen Kinder spüren das und leiden sehr darunter oder nehmen Schaden. Meine Bitte: Seien Sie sich dieser Gefahr bewusst und lassen Sie sich trotz aller Wut, Schmerz und Trauer dazu nicht hinreißen.


 

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Nach dem Pulverdampf

Wenn der erste Schock nach dem Auffliegen einer heimlichen Affäre verfolgen ist (siehe dazu meinen letzen Blogbeitrag) stellt sich die Frage, wie – und ob überhaupt – es weitergehen kann als Paar. Und falls nein, wie dann?

 
Um dies zu beantworten, schaue ich mit den Paaren zunächst zurück auf ihre bisherige Beziehung. Warum sind die Partner seinerzeit zusammen gekommen – was hat sie aneinander fasziniert oder zumindest angezogen? Was war gut in der Beziehung bisher? Und was nicht? Was an Schönem ist unterwegs verloren gegangen? Und was war nicht gut oder ist verloren gegangen ohne dass darüber geredet wurdet? Gab es in der bisherigen Beziehung zu viele Tabus und Unausgesprochenes?

 

Butter bei die Fisch!

Jetzt ist die Zeit und die Gelegenheit gekommen reinen Tisch zu machen. Ein Neustart kann – wenn überhaupt – nur gelingen, auf der Basis von gegenseitiger Offenheit, die wiederum Voraussetzung ist, dass beschädigtes Vertrauen wieder wachsen kann. Die Zeit der Salamitaktikmiklaw-beziehungsberatung-Salamitaktik die Wahrheit betreffend, um den/die Partner(in) nicht zu verletzen und ihn/sie (oder ehrlicher Weise doch hauptsächlich sich selbst?) zu schonen ist vorbei!

 
Frage ich die Paare, wie sich denn die Beziehung in Zukunft wünschen würden, so höre ich manchmal „So wie früher“. Da aber niemand die Zeit zurück drehen kann, ist es nicht möglich, dass die zukünftige Beziehung nach dem Geschehenen gleich der vergangenen Beziehung ist. Aus meiner Sicht ist dies eine ganz entscheidende Einsicht, um sich aktiv um die Ausgestaltung der Beziehung 2.0 zu kümmern. Oder auch um festzustellen, das der Wunsch nach einer neuen Beziehung mit dem/der alten Partner(in) nicht bei beiden gegeben ist – oder nicht ausreichend stark ist um die Beziehung zu „renovieren“.

 

Waren beide beteiligt?

Oft ergibt sich in dieser Phase der Wunsch nach einem Neustart mit dem/der bisherigen, vertrauten und im Grunde oft noch geliebten Partner(in), ohne dass schon klar ist, wie dieser Neustart überhaupt aussehen könnte. Dazu kann auch ich keine vorgefertigte Lösung präsentieren, aber ich kann mit dem Paar an wichtigen Fragen forschen, wie z.B.:

 

  • – Welche Sehnsüchte treiben Sie an, die die Partnerschaft erfüllen oder zumindest nicht verhindern soll
    – Wo möchten Sie ihre eigene Persönlich hinentwickeln – wenn überhaupt?
    – Welchen Anteil haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paar an Erfahrung zu ernten?
  •  
    Durch die Beschäftigung mit solcherlei Fragen (was Sie natürlich auch ohne mich und ohne Krise mit Ihrer Partner(in) tun können) entstehen mit der Zeit immer deutlicher die Konturen und Eckpfeiler, die das neue Grundgerüst erkennen lassen.

     
    Und manchmal passiert eben gerade dies nicht oder die sich abzeichnende Lösung gefällt nur einem Partner und dem anderen eine andere. Kurzum, manchmal zeigt es sich, daß in Zukunft diese Paarkonstelation nicht mehr möglich sein wird. Aber was stattdessen?

     
    Darüber werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag schreiben.

     


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    Erwischt

    Hin und wieder werde ich um einen ganz kurzfristigen Termin gebeten, weil die Paarbeziehung quasi von einem zum nächsten Moment „explodiert“ ist. Scheinbar aus heiterem Himmel ist der GAU eingetreten – eine Seitensprung oder sogar eine längere, heimliche Affäre sind aufgeflogen. Was nun – was tun?
     
    Die Zeit nach der „Enttarnung“ kann in unterschiedliche Phasen eingeteilt werden, die sich teilweise überlagern. Die erste könnte man „Pulverdampf“ nennen. Dieser Pulverdampf behindert den klaren Blick auf die Dinge und es ist gut erst einmal Inne zu halten und zu warten bis sich die Sicht wieder etwas klärt.
     

    Durch den Pulverdampf

    Weil dies natürlich nicht so einfach ist, empfiehlt es sich bereits zu diesem Zeitpunkt, professionelle Hilfe zu suchen. Diese besteht dann zunächst darin, die Paare durch den „Pulverdampf“ hindurchzuführen. Und das hat u.a. auch etwas mit Dampf ablassen zu tun, denn gerade die passiv betroffene Person* empfindet spontan meist Wut, vor allem, wenn sie massiv belogen wurde.
     
    Es ist wichtig, dass sich die aktive Person* in dieser Phase dieser Wut stellt und nicht versucht, diese abzuwehren oder zu relativieren. Diese schwierige Aufgabe gelingt meist besser in Gegenwart eines allparteilichen Dritten.
     
    Es ist sehr ratsam in der „blinden Pulverdampf-Phase“ keine Ent-Schiedungen zu treffen, auch wenn die Wut und die damit verbundene Rachelust die passiv betroffenen Person oft in diese Richtung treibt. Widerstehen Sie dieser Verführung des „Den/ Die mach ich fertig“ – es gibt keinen Grund, der zu schnellem Handeln zwingt.
     

    Wut und Scham

    Wo die passiv betroffene Person Wut empfindet, empfindet die aktive oft Scham. Dieses leisere, nach innen gekehrte Gefühl verschwindet zunächst oft unter dem lauten Zorn der anderen Person. Erst wenn dieser sich allmählich abschwächt kann die Scham der aktiven Person spürbar werden.
     
    Es ist allerdings nicht zwingend, das die aktive Person Scham empfindet. Auf keinen Fall sollte Scham geheuchelt werden, wenn sie nicht echt ist – das wäre ein weiteres mal unaufrichtig. Ist sie aber echt, sollte das vom/von der Partner(in) auch anerkannt werden.
     
    Nach dieser ersten Phase folgt in der Paarberatung eine umfassende Analysephase, in der Fragen geklärt werden wie:
     

  • – Welche Substanz hat die Beziehung noch, soll / kann sie weitergeführt werden?
    – Welcher Ausgleich ist ggf. nötig – kann verziehen werden?
    – Kann verlorenes Vertrauen wieder hergestellt werden und wie?
    – Was haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paarzu lernen?
  •  
    Zu den weiteren Phasen werde ich in meinen nächsten Beiträgen schreiben.
     
    * Ich vermeide hier bewusst die Begriff „Täter“ und „Opfer“, weil sie ungünstig mit einseitiger Schuld einerseits und Handlungsunfähigkeit andererseits besetzt sind.
     


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    Ungerecht

    Neulich „beschwerte“ sich eine Klientin bei mir, dass ich IHR vorschlug, bei sich selbst etwas zu verändern, wo es doch ganz offensichtlich ihr Mann sei, der sich ändern müsse. Schließlich sei er es ja, dem der Sex mit ihr egal geworden sei.

     

    Sie fühle sich nun doppelt bestraft: Erstens müsse sie unter dem körperlichen Desinteresse Ihres Mannes leiden und zweitens müsse sie sich nun auch noch ändern – als hab sie etwas falsch gemacht. Das sei ungerecht!

     

    Ich gab der Klientin recht, dass man (bzw. frau) dies tatsächlich als ungerecht empfinden kann. Dann fragte ich sie, die ja, im Gegensatz zu ihrem Mann, den das sexlose Leben nicht weiter zu stören schein, unter der Situation litt, was denn statt dessen eine gerechtere Lösung des Problems sei.

     

    Was ist gerecht?

    Gerechter sei es natürlich, so antwortete sie, wenn ihr Mann sich ändern würde um wieder mehr Interesse an ihr zu haben – aber das würde er wohl nicht tun, so fuhr sie fort, da er ja kaum leide.

     

    Und genau hierin liegt die entscheidende Einsicht der Klientin, denn wenn sie nichts ändert und daher weiter leidet, wird die Situation dadurch auch nicht gerechter.

     

    Das Gefühl der Ungerechtigkeit kommt auch daher, dass wir Veränderung oft als Akt der Schwäche statt der Stärke begreifen. Oft glauben wir, dass derjenige, der sich ändert bisher etwas falsch gemacht hat, also ein Schuldeingeständnis abgibt, während derjenige, der so weitermacht wie immer, alles richtig gemacht hat. Eine andere Sichtweise wär: Wer in der Lage ist, etwas zu ändern ist eher ein selbst bestimmter, freier Mensch als derjenige der nicht dazu lernen will oder kann.

     

    Schule des Lebens

    Es ist ähnlich wie mit der Schule: Ist es eine ungeliebte Pflicht, dort hin gehen zu müssen oder sind wir dankbar etwas lernen zu dürfen? Die Sichtweise dazu hängt sicherlich auch von der inneren Reife ab. Während Kinder eher zu ersterer Ansicht tendieren, zahlen Erwachsene oft viel Geld um in Seminaren und Kursen Neues zu erfahren, weil Sie das Lernen als wertvoll betrachten.

     

    Übertragen auf die Klientin bedeutet das: Ist es wirklich so ungerecht, dass sie etwas verändern muss, wenn sie leidet und ihr Mann das (noch) nicht tut, oder liegt für sie auch ein Schatz darin, ihre Möglichkeiten und Sichtweisen zu erweitern, während ihr Mann noch in der Stagnation verhaftet ist.

     

    Und so wie der Gang zur Schule nicht immer ein „reines Zuckerschlecken“ ist und wir sicherlich manchmal darüber geflucht haben, so mag auch die Schule des Lebens und Liebens anstrengend sein. Dennoch scheint es mir sinnvoll in beidem eher ein Geschenk als eine ungerechte Strafe zu erblicken, denn diejenigen zu beneiden, die nichts mehr lernen wollen oder können, scheint mir absurd.

    Verzweifelte „Urlaubsgrüße“

    Anhand der mail eines verzweifelten Klienten aus dem Urlaub, möchte ich Ihnen beispielhaft zeigen, welche inneren Einstellungen vorteilhaft sind, um Probleme zu lösen und somit zufriedener zu werden, und welche diesen Prozess behindern.

     
    Hier zunächst die e-mail im Ganzen

     

    Lieber Herr Miklaw

    die Ferien, obwohl an sehr schönen Ort, entwickeln sich zum Horror! Vorzeitig Abreisen wird sehr teuer, aber vielleicht besser als große Eskalation.

     
    ich weiß aber nicht, was danach geschehen soll. In der Wohnung meiner Partnerin lebt deren Tochter. Wohin soll sie gehen? Bis die Tochter ausgezogen sein wird dauert es ewig.

     
    Ich weiß nicht wie ich diese lange Dauer durchstehe und wie ich das öffentlich vertrete. Ich find meine Partnerin benimmt sich unmöglich aber das ist weil wir keinen Sex haben und sie mir nicht traut.

     
    Also bin ich letztlich der Schuldige. Ich finde keinen Ausweg.

     

    Was täten Sie an seiner Stelle?

    Vielleicht können Sie die verzweifelte Lage spüren, in der sich dieser Mann befindet. Könnte es Ihnen genauso ergehen, oder hätten Sie andere Strategien mit solch einer Situation umzugehen?

     
    Im folgenden meine Gedanken zu der Grundhaltung, die diese mail widerspiegelt:

     
    Vorzeitig Abreisen wird sehr teuer….
    Ein erster Hinweis darauf, dass der Klient gewohnt ist. zunächst die Schwierigkeiten in den Vordergrund zu stellen

     
    …aber vielleicht besser als große Eskalation.
    Immerhin sieht er in der Abreise trotzdem eine Chance und erwägt diese zu nutzen. Meine Unterstützung besteht darin, genau diesen Anteil in sener Persönlichkeit zu stärken. Auf der anderen Seite könnte gerade die „große Eskalation“, der sich der Klient bisher nie gestellt hat, die verzweifelte Stagnation in dieser unglücklichen Beziehung beenden.

     

    Verzweiflung entsteht wenn unsere Gedanken jeden Ausweg verbauen

    Ich weiß aber nicht, was danach geschehen soll. In der Wohnung meiner Partnerin lebt deren Tochter. Wohin soll sie gehen? Bis die Tochter ausgezogen sein wird dauert es ewig.
    Sofort wird der kurze positive Ansatz aktiven Handelns durch einen Schwall negativer „Verhinderungs-Gedanken“ wieder zurück genommen. Es werden Rechtfertigungen gefunden, warum die angedachte Lösung nicht funktioniert. Es mag zwar sein, dass die Idee der vorzeitigen Abreise einige Unannehmlichkeiten nach sich zieht, unmöglich ist Sie dadurch keines Wegs.

     
    Ich weiss nicht (….) wie ich das öffentlich vertrete.
    Grundsätzlich ist es zwar verständlich, dass wir nicht völlig unabhängig davon sind, was unsere Umgebung über uns denkt, doch liegt hier auch eine weitere große Hürde die Veränderungen erschwert. Allein schon, der Umstand, dass der Klient den Eindruck hat, sich vor seiner Umgebung für sein privates Handeln erklären zu müssen, zeigt, wie schwer es für diesen Mann ist, eigenverantwortlich zu handeln. Ziel der Therapie muss es also sein, die Fähigkeit zur Eigenverantwortung auszubauen.

     

    Ressourcen erkennen und fördern

    Ich find meine Partnerin benimmt sich unmöglich aber das ist weil wir keinen Sex haben und sie mir nicht traut.
    Hier zeigt der Klient Verständnis für das Verhalten seiner Partnerin, was natürlich ein konstruktiver Ansatz ist und somit eine wertvolle Quelle für Veränderungen zum Besseren. Ein wichtiger Teil meiner therapeutischen Arbeit besteht drin, mit meinen Klienten deren wertvolle Ressourcen frei zu legen und zu erkennen.

     
    Also bin ich letztlich der Schuldige. Ich finde keinen Ausweg.
    Leider zerstört sich der Klient mit dieser Sichtweise den vorherigen, positiven Ansatz völlig. Ein Schuldiger muss für seine Schuld zwar büssen, weiter aber keine Verantwortung übernehmen. Vielleicht gelingt es dem Klienten eines Tages folgendes zu denken:

     
    Also bin ich letztlich der Verantwortliche für mein Leben. Ich finde einen Ausweg!

     
    Auf dem Weg dorthin werde ich ihn weiterhin gerne begleiten – gehen muss er ihn allerdings selbst.

    Du Egoist!

    Haben Sie diesen Vorwurf schon einmal gehört?
    Oder ihn selbst schon einmal ausgesprochen?
    Und wieso eigentlich Vorwurf, ist es denn schlecht ein Egoist zu sein?

     

    Ihre spontane Antwort lautet vielleicht: „Klar ist das schlecht“, denn im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff negativ besetzt. Meine Antwort lautet: „Es kommt drauf an, denn Egoismus hat auch positive Aspekte“. Es lohnt sich also zwischen gesundem und übertriebenem Egoismus zu unterscheiden.

     

    Dass letzteres sich meist negativ auf Beziehungen auswirkt, muss nicht näher begründet werden. Wenn einer der Partner immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, verliert er das Wohl des anderen Partners und der Partnerschaft aus dem Blick.

     

    Egoismus ist nicht gleich Egoismus

    Aber was passiert umgekehrt, wenn einer der Partner, nennen wir ihn A., gar keinen Egosimus zeigt, immer nur die Partnerschaft und die Wünsche des Partners B im Blick hat und seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen hinten anstellt?

     
    Hier kommt es drauf an, wie Partner B bezüglich seines Egoismus „gestrickt“ ist. Hat er einen
     
    – Übertriebenen Egoismus
    – Gesunden Egoismus oder
    – ebenfalls Verminderten Egoismus
     
    In den ersten beiden Fällen wird sich A früher oder später ausgenutzt und unzufrieden fühlen, da er von B bewusst oder unbewusst eine ähnlich Haltung erwartet, wie er sie selbst hat. Hat Partner B bezüglich des Egoismus tatsächlich eine ähnlich geringe Intensität wie Partner A, wird die Beziehung sehr wahrscheinlich flach und flau werden, weil keiner von beiden, aus Rücksichtnahme auf den anderen, eine Richtung, einen Wunsch, einen Impuls einbringen kann.

     

    Selbstführsorge

    Ersetzen Sie das Wort „Egoismus“ einmal durch den neutraleren Ausdruck „Selbstführsorge“. Plötzlich wird aus dem „schmuddeligen“ Egoismus eine positive Fähigkeit. Es wird leicht verständlich, dass zu wenig Selbstfürsorge nichts Gutes sein kann.

     
    Diese Überführung eines Problems (Egoismus) in einen neuen Zusammenhang (Selbstfürsorge) ist übrigens ein wunderbares Beispiel, für ein wichtiges Element meiner Arbeit mit Paaren: Den Perspektivwechsel, die ungewöhnliche Neuinterpretation von Gegebenheiten, durch die oft Bewegung in bisher festgefahrene Situationen kommt.

    Trennung

    Auch eine Paarberatung kann eine Trennung nicht immer verhindern – vor allem dann nicht, wenn Paare sehr spät in die Beratung kommen. Manchmal erweisst sich eine Trennung tatsächlich auch für beiden als der beste Weg. In jedem Fall geht es mir dann darum, die Trennung zusammen mit dem Paar so zu gestalten, dass sie in Würde stattfinden kann.

     

    Leider kommen Paare oft sehr spät in die Beratung, dann wenn ihr inneres Auseinanderleben schon weit fortgeschritten ist (siehe dazu auch den Blog Beitrag „Zu früh/zu spät“). Dann kann sich eine Trennung möglicherweise wirklich als eine sinnvolle Möglichkeit herausstellen. Hin und wieder ist auch nur einer der Partner davon überzeugt, dass eine Trennung der einzige Ausweg ist. Wenn sich diese Überzeugung – die nicht unbedingt falsch sein muss – bei einem der Partner verfestigt, kann auch eine Paarberatung eine Trennung nicht verhindern.
     

    Ergebnisoffene Beratung

    Grundsätzlich ist es so, dass meine Beratungen ergebnisoffen sind. D.h. das Paar selbst bestimmt, was das Ziel der Beratung sein soll. Manche Paare sind sich klar, dass sie zusammen bleiben wollen und ihre Krise gemeinsam bewältigen möchten. Andere wollen Klarheit erlangen ob sie weiter einen gemeinsamen Weg gehen sollten. Wieder andere möchten bei einer würdevollen Trennung begleitet werden. Und es gibt die Fälle, in denen beide Partner unterschiedliche Wünsche haben.

     

    Aber auch wenn sich ein Paar einig ist was es möchte, ist das Ergebnis der Beratung machmal ein anderes. Ich habe Paare begleitet, die wegen einer Trennungsbegleitung zu mir kamen, dann aber während dieses Prozesses auf einer tieferen Ebene wieder zueinander gefunden haben.

     

    Manchmal kommt es anders

    Und ich habe auch mit Paaren gearbeitet, die beide Ihre Beziehung um jeden Preis retten wollten. Während der Beratung stellte sich heraus, dass das einzige Interesse das sie gemeisam hatten, darin lag den Trennungsschmerzes zu vermeiden. So gut es mir möglich war begleitete ich dieses Paar durch diesen Schmerz und half bei einer würdevollen Trennung, die für beide neue Lebensperspektiven ermöglichte.

     

    Fazit: Eine Trennung ist nicht immer das schlechteste Ergebnis einer Paartherapie und zu welchem Ergebnis die Beratung führt ist im Vorhinein nicht immer abzusehen. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein bevor sie den mutigen Schritt zur Beratung tun.

     


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