Sex – Verweigerer

Wie im letzten Blog soll es noch einmal um Sex bzw. um Kein-Sex gehen. Diesesmal um eine bestimmte Ursache, die Liebende zu Sex-Verweigerern werden lassen kann, ohne dass sie dies eigentlich wollen.  

Viele, oft etwas ältere Paare haben keinen Sex mehr zusammen, obwohl sie eigentlich gerne welchen hätten. Warum ist das so? Mir ist als eine Erklärung häufig folgendes Muster aufgefallen. Die Paare berichten, dass der Sex nicht mehr „funktioniert“. Auf meine Nachfrage hin, was „nicht funktioniert“ bedeutet, wird erklärt, dass die Erektion nicht mehr so verlässlich und dauerhaft ist wie früher und dass deswegen der Beischlaf oder ein Orgasmus nicht (immer) möglich seien.

Das sind die Fakten, interessanter ist aber, was daraus oft folgt, nämlich Scham auf beiden Seiten. Der Mann schämt sich, dass er die (vermuteten) Erwartungen der Frau nach einer dauerhaften Erektion nicht erfüllt, die Frau glaubt, dass die mangelnde Erektion des Mannes darauf zurück zu führen ist, dass sie nicht mehr attraktiv genug für ihn sei. Eine peinliche Situation für beide, verstärkt noch dadurch, dass meist die Worte fehlen, über das Offensichtliche ins Gespräch zu kommen. Der Beginn einer Abwärtsspirale. Obwohl beide gerne noch Sex miteinander hätten, lassen sie es doch lieber bleiben um sich peinliche Situationen zu ersparen. Die Folge davon ist oft Unzufriedenheit mit sich und dem/der Partner(in), eine Unzufriedenheit, die dann oft Konflikte an ganz anderen Stellen speist.

Was ist die Lösung ?

Die Wurzel des Problems liegt darin, dass wir meinen, beim Sex funktionieren, ja performen zu müssen. Kein Wunder bei Menschen die in einer Leistungsgesellschaft sozialisiert sind.  Wäre es da nicht schön, wenn es Inseln in unserem Leben gäbe, wo andere Regeln gelten, wo wir nicht nach unserer Leistung beurteilt werden, wo wir uns einfach entspannt fallen lassen können?

Wie wäre es, wenn Sie Körperlichkeit, Zärtlichkeit, Erotik, Kuscheln, Streicheln, Erregung, Sex nur zum Selbstzweck erleben würden, ohne auf ein bestimmtes Ziel zuzusteuern, ohne zu denken, dies und jenes muss passieren? Wie wäre es, wenn Sie jeden Moment in der erotischen Begegnung an sich genießen könnten ohne im Kopf bei den „sexuellen Aufgaben“ zu sein, die Sie meinen, noch erfüllen zu müssen? Wie wäre es, wenn Ihr inneres Bild, was „richtiger Sex“ ist, mit der Zeit verblassen und sich dann auflösen würde?

Die oben beschriebenen peinlichen Situationen würden Ihnen jedenfalls erspart bleiben und statt dessen käme wieder Genuss und Leichtigkeit in das körperliche Spielen mit dem/der  Partner(in).

…und wie macht mensch das?

Wie immer im Leben ist der erste Schritt, sich zunächst die Zusammenhänge bewusst zu machen und sich Lösungsalternativen vorzustellen, mögen sie derzeit auch noch fremd oder utopisch scheinen. Also das Thema nicht verdrängen , sondern sich innerlich immer wieder damit beschäftigen.

Schritt zwei ist, den Mut aufzubringen, die Angst vor der Peinlichkeit zu überwinden und  mit dem/der Partner(in) über das Thema ins Gespräch zu kommen. Wer weiß, vielleicht rennen Sie bei Ihrem Gegenüber ja offene Türen ein und er/sie ist erleichtert über den Gedanken, aus Ihrem körperlichen Beisammensein eine Insel der Intimität und Wahrhaftigkeit werden zu lassen statt unter Leistungs- und Erwartungsdruck zu versuchen, dass „Sex funktioniert“.

Und dann: Geduld und üben…..

 

Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

Haben Sie noch Sex?

Nicht, dass es unbedingt nötig wäre, dass Paare Sex miteinander haben müssen, um glücklich miteinander zu sein. Wenn sich aber der Sex aus einer Paarbeziehung verabschiedet hat, so sollten Paare über diesen Umstand doch einmal miteinander sprechen, damit es nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt.

Die Antwort auf die Frage in der Überschrift könnte nämlich, zumindest für einen der Partner* auch lauten: „Ja, aber nicht miteinander“. Wenn Paare keinen Sex mehr miteinander haben, ist also nicht unbedingt davon auszugehen, dass die beiden Beteiligten gar keinen Sex mehr haben.

Aus der Praxis

Oft begegnet mir in meiner Praxis folgende Geschichte: Person A wird zunehmend desinteressiert an gemeinsamem Sex. Person B hat weiterhin Interesse, ist aber auf Dauer durch das sexuelle Desinteresse von Person A zunehmend frustriert und stellt irgendwann seine eigenen Avancen und sexuellen Angebote in Richtung Person A ein.

Person A deutet dies meist so, dass Person B nun ebenfalls sein sexuelles Begehren verloren hat und empfindet dies meist als Erleichterung, weil sie nicht ständig das sexuelle Ansinnen von Person B zurückweisen muss. Die Welt scheint wieder in Ordnung, gerade auch dann, wenn Person A plötzlich insgesamt wieder zufriedener wirkt, und es nicht mehr so viel Streit gibt über das leidige Thema Sex.

Jähes Erwachen

Manchmal kommt es dann nach Jahren zu einem jähen Erwachen, wenn herauskommt, das Person A seit Jahren eine oder wiederholte Affairen hat.

Kommen wir zurück zu Anfang: Nicht immer, wenn der Sex innerhalb eines Paares eingeschlafen ist, muss das heissen, dass einer der beiden Partner daraufhin fremd geht. Aber eben so wenig ist selbstverständlich davon auszugehen, dass der sexuell forderndere Partner, plötzlich ein Leben ohne Sex für sich hinnimmt.

Ein Klient hat es in einer Beratung seiner Partnerin gegenüber sehr deutlich auf den Punkt gebracht: „Überrascht es Dich denn wirklich so sehr, dass ich mit Mitte 40 nicht bereit bin auf Sex zu verzichten, nachdem ich ihn von dir schon jahrelang nicht mehr bekomme?“

Fazit

Kommen Sie ins Gespräch miteinander, wenn sie keinen gemeinsamen Sex mehr haben um zu klären, ob dies für beide Seiten stimmig ist. Auch in dieser Phase kann es schon hilfreich sein, ein solches Gespräch in der Obhut eines professionellen Begleiters zu führen.

Gehen Sie nicht davon aus, dass das Interesse an Sexualität bei beiden gleichzeitig und synchron erlischt.

Wenn der Partner der bisher immer zu gemeinsamem Sex gedrängt hat, plötzlich damit aufhört, kann (muss nicht!) das ein Zeichen sein, dass er/sie anderweitig für sich sorgt.

Je jünger eine Person ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie über längere Zeit bereit ist, gänzlich auf Sex zu verzichten

Nehmen Sie frühzeitig professionelle Hilfe an, wenn das sexuelle Begehren ins Ungleichgewicht  gekommen ist. Es ist gefährlich, das einfach „auszusitzen“.

 

*= Es sit sowohl die männlicje wie die weibliche Form gemeint, also Partner bzw. Partnerin

Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

 

 

Wie viele Sitzungen brauchen wir ?

Die Antwort auf diese Frage hängt sehr davon ab, was Ihr Ziel ist. Oft können Paare nach einer gewissen „Kurskorrektur“ dann ein gutes Stück alleine „weiterwandern“ und brauchen dann vielleicht nur noch in größeren Abständen beraterischen Input. Je beweglicher ein Paar bei dieser Kurskorrektur ist – eher Öltanker oder Schlauchboot – je offener es dafür ist, sich probehalber auf Neues einzulassen, desto eher gibt es eine Entwicklung hin zum gewünschten Ziel.

Ich sehe meine Aufgabe also nicht unbedingt darin, Sie durchgängig bis hin zu Ihrem Ziel zu begleiten, sondern mit Ihnen gemeinsam einen Weg zu finden, den Sie dann (hauptsächlich) alleine gehen können.

Soweit die Theorie: Praktisch ist es so, dass die meisten Paare nach etwa fünf Sitzungen eine Entwicklung hin zum Positiven sehen. Das erfordert allerdings auch die Aufmerksamkeit und Bereitschaft, auch kleine Schritte in die richtige Richtung zu erkennen und zu würdigen. Diese kleinen Schritte sind es, die einen Teufelskreis in eine Engelsspirale umdrehen können.

Anzahl oder Dauer?

Oft steckt hinter der Frage nach der Anzahl der notwendigen Beratungen auch die Frage nach der Zeitdauer bis sich etwas bessert. Manchmal gibt es recht schnelle Lösungen, meist dann, wenn nur irgendwo eine Kleinigkeit verhakt ist. Oft aber braucht es schon etwas Geduld für einen längeren Prozess. Alte innere Muster, die sich inzwischen als ungünstig erwiesen haben, aber bei den Partnern komplex ineinander greifen und seit Jahrzehnten in die Persönlichkeiten eingeschliffen wurden, lassen sich nicht in ein paar Wochen komplett ausradieren.

Hilfreich für mehr Geduld kann es sein, die Beratungen nicht (nur) als notwendiges Übel zu betrachten, dass schnell vorüber sein möge, sondern auch eine gewisse Freude aus neuen Erkenntnissen und Perspektive zu ziehen, die allmählich reifen.

Drei, Sieben oder Zwölf?

Hier schon gar nicht, aber auch, nachdem ich Sie persönlich kennengelernt habe, werde ich Ihnen nicht sagen können: „Sie brauchen 3, 7 oder 12 Sitzungen und dann ist alles wieder im Lot.“

Alle Klienten die zu mir kommen, wünschen sich Veränderung. Aber ich kann Sie nicht verändern. Sie nicht und auch Ihre(n) Partner(in) nicht. Das müssen Sie jeweils schon selbst für sich tun. Je weniger starr, je offener für neue innere und äußere Möglichkeiten beide Partner sind, desto schneller werden sich die gewünschten Fortschritte einstellen. Eine ebenso einleuchtende, wie ermutigende Feststellung, denn Sie selbst bestimmen die angemessene Geschwindigkeit mit der Sie sich auf Ihr Ziel zubewegen wollen.

Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

Prinzip 5: Dynamik statt Schuld

 

Ein Beziehungsberater ist kein Richter und eine Beziehungsberatung kein Gerichtsprozess. Obgleich dies wohl allen meinen Klienten klar sein dürfte, erlebe ich es immer wieder, dass jede(r) dem/der anderen die Schuld gibt an der schwierigen Beziehung, die aber vom anderen verständlicherweise nicht angenommen wird. Für solch eine Dynamik, die zu nichts führt, als zu noch mehr Verdruss, braucht man kein Geld bei einem Beziehungsberater ausgeben – das kann man zu Hause billiger haben. Wie aber kann die Kraft die der Paardynamik inne wohnt stattdessen zielführend ausgerichtet werden? 

Wer Schuld hat, hat etwas falsch gemacht, der andere der keine Schuld hat, hat alles richtig gemacht – so das Konzept. Kein Wunder also, dass immer der/die andere Schuld haben soll, damit wir selbst alles richtig gemacht haben. Das fühlt sich einfach besser an. Für meine(n) Partner(in) allerdings auch und so wird der schwarze Peter immer hin und her geschoben und nichts bewegt sich, oder wenn, dann abwärts.

Da Sie bei der Beziehungsberatung aber nicht vor Gericht stehen, ist die Frage nicht, wer hat Schuld, was macht mein Partner falsch, und auch nicht was mache ich falsch, sondern was bewirkt mein Tun bei meinem Gegenüber. Und sein/ihr Tun bei mir. Während erstere Fragen ein Fehlverhalten unterstellen und damit „automatisch“ zu Abwehr führen, ist die letztere eine Forschungsfrage, die uns Auskunft gibt, wie die Zahnräder im „paardynamischen Getriebe“ ineinandergreifen.

Es ist ganz praktisch betrachtet also nicht die Frage, ob es falsch oder richtig ist, die berühmte Zahnpasta Tube offen zu lassen, sondern was es bei meinem Gegenüber bewirkt, wenn ich das tue und aus welchem Grund ich es tue bzw. lasse.

  Von der Schuld zur Verantwortung

Wenn es nicht mehr um die Schuldfrage geht, nicht mehr um ein Fehlverhalten, erst dann können wir uns bewegen, weil wir uns nicht mehr verteidigen müssen. Die Frage nach der Schuld lässt uns automatisch in eine Abwehrhaltung und Blockade gehen. Durch dies Verteidigungsbarrikaden verbauen wir und selbst und der/dem anderen den Weg aufeinander zu. Den Weg zu Wohlwollen und Verständnis für die Position des anderen.

Machen sie den Test: Überlegen Sie, ob Sie schon jemals durch Schuldzuweisungen an den/die Partner(in) eine Situation in ihrem Sinne verbessern konnten?

Statt „Du hast Schuld“ wäre der Weg, den ich meinen Klienten bei der Beratung nahelege und auch mit ihnen übe ein anderer: Wir übernehmen jeweils die Verantwortung für unser eigenes Handeln, unser eigenes Tun und Lassen und für die daraus entstehende Dynamik. Ich mach mir also bewusst, dass mein Handeln auch das Handeln meines/r Partner(in)* beeinflusst und dessen Agieren wiederum Einfluss auf mein eigenes Handeln hat.  Für die Dynamik ist es dabei übrigens völlig unerheblich, ob zuerst die Henne oder das Ei da war.

Die Schuld –Tradition      

Während Schuld also eng mit Fehlverhalten verbunden ist und daher zu Abwehr führt ist Verantwortung nicht wertend, im Gegenteil oft positiv besetzt. Denn wer Verantwortung übernimmt, kann handeln, Dinge zum besseren verändern und aus der machtlosen, wenn auch oft bequemen, schuldzuweisenden Opferrolle aussteigen.  

Das Wort „Schuld“ durch Verantwortung zu ersetzen ist dann also vielmehr als reine Wortkosmetik, wenn damit auch die beschriebene Veränderung der inneren Haltung einhergeht.

Zugegeben, eine innere Haltung zu ändern ist nie einfach und meist ein längerer Prozess. Dies trifft bei umso mehr zu, wenn man in einem System sozialisiert wurde, in dem Schuld und Strafe eine ganz selbstverständliche Rolle spielen, wie dies in unserer christlich – abendländischen Kultur nun mal der Fall ist. Alle Rechtsysteme und Religionen fußen auf diesem Gedankengut. Eine Welt ohne Schuld und Strafe ist kaum vorstellbar, vielleicht auch nicht praktikabel. Wäre es vor diesem Hintergrund aber nicht umso wünschenswerter, wenn wir uns in unserem nächsten persönlichen Umfeld eine Insel schaffen könnten, auf der die Frage der Schuld zumindest etwas in den Hintergrund tritt und durch selbstermächtigende Verantwortung ersetzt wird?

 

Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

Prinzip 3: Zukunftsorientierung

Die Vergangenheit können wir nicht ändern, was wir tun können ist zukünftig unseren Blick auf das Geschehene zu erweitern (siehe Prinzip 2) und die Zukunft weiträumiger zu gestalten (siehe Prinzip 1). Deshalb halte ich es bei meinen Beratungen mit Einstein der da sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

In vielen Therapierichtungen, insbesondere natürlich in der Psychoanalyse, geht es darum, die Vergangenheit aufzuarbeiten. In meiner Arbeit mit den Klienten geht es dagegen vor allem darum, was zukünftig anders gemacht werden kann, um gegenwärtige Probleme zu lösen

Muß man die Ursache kennen?

Eine wichtige Frage, die ich mit einem klaren Jain beantworten möchte. Will heißen, es kann nicht schaden, zu erkennen was mich selbst oder den Partner zu einem Tun oder Lassen bringt, welches möglicherweise einen Beitrag zu einer ungünstigen Paardynamik leistet. Aber wie viel Zeit und Energie soll in die Ursachenforschung investiert werden? Nach meiner Ansicht so wenig wie möglich aber so viel wie nötig.

Meine Arbeit mit Ihnen wird also auf allen drei Zeitebenen stattfinden:
– Auf der Vergangenheitsbühne
– Auf der Gegenwartsbühne
– Vor allem aber auf der Zukunftsbühne

Wir können die Vergangenheit zwar nicht mehr ändern aber auch nicht einfach ausblenden, denn oft haben wir uns in der Vergangenheit in unsichtbaren Fäden verheddert, die uns nun am Vorankommen hindern. Das können Verletzungen, nicht Verziehenes, geplatzte Träume, Enttäuschungen etc. sein. Es ist also sinnvoll solche alten Verstrickungen aufzuspüren, sie anzuerkennen und dann soweit möglich zu durchtrennen, damit sie uns möglichst wenig behindern.

Hier und jetzt und darüber hinaus

Auf der Vergangenheitsbühne kann also ggf. so manches Hindernis, so manche Fußangel aus dem Weg geräumt werden, die Veränderung liegt aber auf der Gegenwarts- und Zukunftsbühne.

In dem wir das reale Jetzt mit der angestrebten, als besser und befriedigender empfundenen Vision der Zukunft vergleichen, erkennen wir, wo genau Veränderung gewünscht werden. Teil der Arbeit ist es, attraktive, ermutigende Zukunftsbilder zu entwickeln, die von beiden Partnern mitgetragen werden können und die es wert sind gemeinsam umgesetzt zu werden.

Oft sind sich die Beteiligten ihrer eigenen Zukunftsvorstellungen anfangs nur sehr undeutlich bewusst. In einem ersten Schritt werden also die individuellen Visionen herausgearbeitet und in einem zweiten Schritt, das Gemeinsame, das Dach über den individuellen Vorstellungen gefunden. Gerade durch die Ausrichtung des Fokus auf neue, positiv besetzte, gemeinsame Visionen und nicht auf die „alten Probleme“ können diese oft gelöst oder zumindest entschärft werden. Ein spannender Weg, auf dem ich Sie gerne begleite.


* =Einen Überblick über diese Prinzipien finden Sie hier
den 1. Blog der Serie -“Möglichkeitsraum erweitern“ hier.
den 2. Blog der Serie -“Umparken  im Kopf“ hier.

Die nächsten Blogs beschäftigen sich mit folgenden weiteren Prinzipien meiner Arbeit:
Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren, Dynamik statt Schuld

Um keinen dieser zukünftigen Beiträge zu verpassen, abonieren Sie am besten diesen Newsletter (links oben)

 

 

 

 

Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren: abschmelzen.

Prinzip 2: Umparken im Kopf

Hier kommt der zweite Blog-Beitrag über die fünf Grundprinzipien meiner Beziehungsberatung.*  „Umparken im Kopf“ ist ein von mir übernommener Slogan aus einer Opel Imagekampagne in der es darum ging von einem neuen Blickwinkel aus zu schauen. Und genau darum geht es auch hier:

Bleiben wir beim Beispiel Auto. Ein solches sieht von vorne betrachtet zweifellos ganz anders aus als von hinten. Dennoch wäre es absurd würde man beispielsweise behaupten nur von vorne sehe man das Auto richtig, von hinten oder der Seite hingegen falsch. Das Gegenteil ist der Fall: Um einen möglichst richtigen, umfassenden Eindruck von einem Auto zu bekommen müssen wir es aus möglichst vielen Perspektiven betrachten.

Wenn wir etwas von verschiedenen Blickwinkeln und Standpunkten betrachten, beispielsweise eine Stadt, werden wir Dinge sehen, die uns nicht gefallen und uns vielleicht sogar verstören. Dies mag ein Grund sein warum wir gerne auf einem bestimmten, für uns vorteilhaften Standpunkt verharren.

Der zweite Gedanke

In meinen Beratungen übe ich mit den Klienten von neuen Standorten aus auf ihre Beziehung zu schauen und zwischen unterschiedlichen Standpunkten zu wechseln. Besonders geeignet dafür ist die Idee des „Zweiten Gedanken“ und das sogenannte zirkuläre Fragen.

Dabei geht es darum sich selbst Fragen zu stellen wie:

  • Welche andere Erklärung außer der für mich neheliegenden könnte es noch geben?
  • Wie würde mein(e) Partner(in) einen bestimmten Sachverhalt betrachten und interpretieren?
  • Wenn mehrere Sichtweisen möglich sind, welche eröffnen am ehesten neue Spielräume Lösungswege?

Welcher Standpunkt ist richtig?

Von einem anderen “Parkplatz“ aus ergeben sich also aus neuen Blickwinkeln heraus neue Perspektiven. Wenn Sie etwas anschauen von einem Standpunkt aus den Sie bisher noch nicht eingenommen haben, wird das, was Sie sehen dadurch weder richtiger noch falscher, nur vollständiger. Dies wiederum erlaubt einen besser funktionierenden Umgang damit und neue, bisher nicht sichtbare Lösungsansätze für Probleme.

Probieren Sie das Umparken im Kopf doch einfach einmal aus. Das Risiko ist gleich Null, denn zunächst findet dieses Gedankenexperiment ja tatsächlich nur in Ihrem Kopf statt und verpflichtet Sie zu nichts. Sie müssen (ersteinmal) auch niemandem davon berichten. Können Sie aber, wenn Sie mutig sind. Vielleicht inspirieren Sie Ihre(n) Partner(in) ja ähnliches zu tun.

 

* =Einen Überblick über diese Prinzipien finden Sie hier und den 1. Blog der Serie -“Möglichkeitsraum erweitern“ hier.
Die nächsten Blogs beschäftigen sich mit folgenden weiteren Prinzipien meiner Arbeit:
Zukunftsorientierung, Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren, Dynamik statt Schuld

Um keinen dieser zukünftigen Beiträge zu verpassen, abonieren Sie am besten diesen Newsletter (links oben)

 

Prinzip 1: Möglichkeitsraum erweitern

In einem früheren Blog-Beitrag habe ich einen kurzen Überblick über die fünf Grundprinzipien gegeben, die ich bei der Begleitung meiner Klienten anwende. Heute möchte ich Ihnen das erste Grundprinzip genauer vorstellen. Es lautet:

Den Möglichkeitsraum erweitern

Viele Probleme in Beziehungen ergeben sich daraus, dass auf einen bestimmten Auslöser oder Trigger seitens Partner A immer, die selbe, standardisierte, automatische Reaktion seitens Partner B folgt, woraufhin wiederum Partner A „wie immer“ reagiert. Die immer wiederkehrende Abwärtsspirale ist in Gang gesetzt.

Welchen Ausweg gibt es?

Was wäre, wenn die Partner mehr Auswahl hätten bei den Möglichkeiten auf den Trigger des anderen reagiert? Es würden neue Dynamiken und Interaktionen zwischen den Partnern entstehen. Abseits ausgetretene Pfade könnte Neuland betreten werden.

Es gibt zwar keine Garantie dafür, dass jeder neu gefundene Weg in jedem Fall ein Ausweg aus dem Problem ist, aber allein der Überraschungseffekt, dass Neues, bisher Ungewohntes möglich ist, hilft schon vielen Paaren aus erstarrten Automatismen auszubrechen.

Wer tut was er immer tut bekommt was er immer bekommt

Es geht also nicht um Veränderung im Sinne von „ich mache zukünftig ´X statt Y, weil Y falsch und schlecht ist“, sondern um „ich erarbeite mir eine Auswahl von X,Y und Z, damit ich in jeder Situation das passende „Werkzeug“ einsetzen kann.

Wer nur mit einem Hammer umgehen kann, sieht in jedem Problem ein einen Nagel – frei nach Paul Watzlawick. Und natürlich kann man auch mit einem Hammer ein Brett in zwei Teile teilen – wer aber neben dem Hämmern auch des Sägens mächtig ist tut sich leichter. Es ist also gut für unterschiedliche Situationen unterschiedliche Werkzeuge zu beherrschen. Das gilt auch für Liebesbeziehungen.

In meinen Beratungen erforsche ich gemeinsam mit meinen Klienten, welche Erweiterungen des Spielfeldes der jeweiligen Partner hilfreich sein könnte; wo sie sich selbst in ihrer Handlungsfreiheit durch tief eingegrabene Mustern beengt fühlen.

Ein Beispiel:

Partner B erkennt: „Statt mich wie immer sofort zu rechtfertigen. könnte ich in Zukunft schauen ob es aus der Kritik meines Partners etwas zu lernen gibt“. Diese Bewegung von Partner B kann Partner A helfen seinerseits zu erkennen: „Wenn mir etwas nicht gefällt, möchte ich das zukünftig gelassener, sachlicher und weniger aggressiv vortragen“.

Solche Erkenntnisse bedeuten zwar nicht, dass sofort die alten Muster verlassen werden können aber sie weisen den Weg zum Ausgang aus dem Teufelskreis. Der Rest ist Übung, Bewustheit und Disziplin – wie immer wenn Sie etwas neues erlernen möchten.

Die nächsten Blogs beschäftigen sich mit folgenden weiteren Prinzipien meiner Arbeit:
Umparken im Kopf,  Zukunftsorientierung, Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren, Dynamik statt Schuld

Um keinen dieser zukünftigen Beiträge zu verpassen, abonieren Sie am besten diesen Newsletter (links oben)

 

 

Offen oder geöffnet?

Einen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.7.18, in dem ich zitiert werde, möchte ich zum Anlass nehmen, mit Ihnen einige Gedanken sowie Erfahrungen aus der Beratungspraxis zum Thema offene Beziehungen zu teilen. Das Resümee gleich vorweg: Es handelt sich bei dieser Beziehungsform weder um ein einfaches Allheilmittel für jedermann / jedefrau noch sind solche Verbindungen von vornherein zum scheitern verurteilt. Worauf also kommt es an?

Aus den vielen Faktoren, die eine Rolle spielen, kann ich hier nur einige herausgreifen. Wer mit dem Gedanken an eine offen Beziehung spielt, sollte sich zunächst ehrlich Rechenschaft darüber ablegen, aus welchen Motiven heraus ihm eine solche komplexe Beziehungsgestaltung reizt. Wer diese Beziehungsform für sich ablehnt, sollte übrigens auch wissen warum.

Gute Frage - nächste Frage

Eine offene Beziehung ist eine solche in der die sexuelle Ausschließlichkeit nicht vereinbart ist -werder explizit noch, was ja klassischerweise häufiger der Fall ist implizit, also unausgesprochen. Aber was ist es statt dessen? Auch darüber sollte man sich bewusst werden bzw. mit einander ins Gespräch kommen.

In besagtem Artikel grenzt mein Kollege Jochen Rögelein die offene von der geöffneten Beziehung ab. Eine sehr interessante Unterscheidung, wie ich finde (mehr dazu hier). Und wenn die sexuelle Exklusivität nicht mehr gilt braucht es dann andere Exklusivitäten, überhaupt andere Regeln oder liegt die wahre Freiheit in der Liebesanarchie?

Nicht dass es allgemeingültige Antworten auf diese Fragen gäbe, dass ich sie gar wüsste, wichtig erscheint mir aber in diesen Fragen Klarheit anzustreben. Wenn zwei sich nicht einigen können ob eine offene Beziehung das richtige ist, mag es daran liegen, dass beide ganz abweichende Vorstellungen mit diesem Terminus verbinden.

Akzeptieren was ist

Natürlich ist es viel leichter eine offene oder geöffnete Beziehung zu leben, wenn beide Partner von Anfang an dieses Beziehungsmodell wollen. In meine Praxis kommen oft Paare bei denen einer von beiden sich wünscht, die Beziehung zu öffnen, nachdem sie "klassisch" begonnen hat. Der andere Partner* ist meist nicht zur selben Zeit am selben Punkt und fühlt sich durch die Wünsche nach Öffnung oft bedroht.

Der wichtigste erste Schritt in einer solchen Situation, denn beide gehen sollten ist nicht leicht: Beide sollten die Wünsche bzw. Befürchtungen des jeweils anderen Partners* sehr ernst nehmen und sie keinesfalls "wegdiskutieren" wollen, nur weil sie für die eigene Position sehr unbequem sind. Basis für eine Lösung ist das Anerkennen: "Ja mein Partner* hat diese Wünsche bzw. ja mein Partner* hat diese Befürchtungen und ichakzeptiere dass es gerade so ist".

Auf dieser Basis der Akzeptanz dessen was gerade ist kann ich Paare darin unterstützen, behutsam ihre Beziehungsgrundlage zu aktualisieren. Welche Fragen dabei oft auftauchen können Sie im nächsten Bloggbeitrag lesen

*= Der Begriff Partner kann genauso auch als Partnerin gelesen werden ist also hier geschlechtsneutral gemeint 


Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

Schuld oder Verantwortung?

Bis in die 70er Jahre wurde vor Gericht festgestellt, wer von beiden die Schuld an einer Scheidung trägt. Das gibt es heute so zu Glück nicht mehr. Dennoch ist der Gedanke immer noch weit verbreitet, klären zu wollen, wer an einer bestimmt Situation schuld ist. Beratungen in meiner Praxis klammern die Schuldfrage weitestgehend aus. Warum sich das bewährt hat lesen Sie hier:

 
In meiner Arbeit mit Klienten ersetzt ich das Wort Schuld durch Verantwortung. Doch worin liegt der Unterschied? Bevor Sie direkt weiter lesen, können Sie einmal eine Minute inne halten, und für sich selbst diese Überlegung anstellen – vielleicht sogar zusammen mit Ihrem/Ihrer Partner(in) – und dann Ihre Ergebnisse mit meiner Sichtweise vergleichen.

 

Vorwärts oder rückwärts

Verantwortung ist nach vorne gewandt, Schuld nach hinten. Schuld ist derjenige, der in der Vergangenheit etwas falsch gemacht hat. Es tun sich damit also gleich zwei Probleme auf: Erstens ist es oft nicht eindeutig festzustellen was falsch und was richtig ist. Dazu bräuchte es ein von beiden Partnern anerkanntes, verbindliches und ganz eindeutiges Wertesystem, denn nur in Bezug auf ein solches, also auf eine bestimmte verbindliche Moral oder Ethik kann etwas falsch ( =nicht dieser Norm entsprechend) oder richtig ( = im Einklang mit dieser Norm) sein. Zweitens liegt das Tun oder Lassen das zur Schuld geführt hat in der Vergangenheit und kann daher nicht mehr rückgängig gemacht werden.

 
Die Schuldfrage wird oft vor allem deshalb geklärt, weil der Schuldige dann die Verantwortung für die Folgen seines Handelns übernehmen muß. Was aber, wenn beide Partner von sich aus Verantwortung für das übernehmen, was sie selbst Gutes tun können, unabhängig, ob sie dazu durch einen „Schuldspruch“ gezwungen wurden? Dann wird es für die Lösung einer Situation unerheblich wer die Schuld für sie trägt.

 
Durch die meist unfruchtbare Diskussion darüber, wer Schuld hat, wird oft sehr viel Zeit und Energie verschwendet, die bei der tatsächlichen Lösung der Probleme dann fehlt. Aus meiner Erfahrung ist dies einer der Hauptgründe, warum Paare sich „im Kreise drehen“ statt voran zu kommen. Deshalb ist es mir in meinen Beratungen ein wichtiges Anliegen meine Klienten weg von dem lähmenden Schuldfrage-Kampf hin in die lösungsorientierte Eigenverantwortung zu begleiten.

 

Ein Beispiel

Stellen Sie sich vor, sie haben sich durch Unachtsamkeit aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgesperrt. Wer ist daran Schuld? Sie! Stellen Sie sich nun vor, Ihr(e) Partner(in) kommt wenig später nach Hause und hat ihren eigenen Schlüssel dabei. Wer ist nun in der Verantwortung die Tür zu öffnen? Natürlich derjenige, der einen Schlüssel hat. VerANTWORTung führt zu Antworten, Schuld nicht.
 


 

Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an

Nach dem Pulverdampf

Wenn der erste Schock nach dem Auffliegen einer heimlichen Affäre verfolgen ist (siehe dazu meinen letzen Blogbeitrag) stellt sich die Frage, wie – und ob überhaupt – es weitergehen kann als Paar. Und falls nein, wie dann?

 
Um dies zu beantworten, schaue ich mit den Paaren zunächst zurück auf ihre bisherige Beziehung. Warum sind die Partner seinerzeit zusammen gekommen – was hat sie aneinander fasziniert oder zumindest angezogen? Was war gut in der Beziehung bisher? Und was nicht? Was an Schönem ist unterwegs verloren gegangen? Und was war nicht gut oder ist verloren gegangen ohne dass darüber geredet wurdet? Gab es in der bisherigen Beziehung zu viele Tabus und Unausgesprochenes?

 

Butter bei die Fisch!

Jetzt ist die Zeit und die Gelegenheit gekommen reinen Tisch zu machen. Ein Neustart kann – wenn überhaupt – nur gelingen, auf der Basis von gegenseitiger Offenheit, die wiederum Voraussetzung ist, dass beschädigtes Vertrauen wieder wachsen kann. Die Zeit der Salamitaktikmiklaw-beziehungsberatung-Salamitaktik die Wahrheit betreffend, um den/die Partner(in) nicht zu verletzen und ihn/sie (oder ehrlicher Weise doch hauptsächlich sich selbst?) zu schonen ist vorbei!

 
Frage ich die Paare, wie sich denn die Beziehung in Zukunft wünschen würden, so höre ich manchmal „So wie früher“. Da aber niemand die Zeit zurück drehen kann, ist es nicht möglich, dass die zukünftige Beziehung nach dem Geschehenen gleich der vergangenen Beziehung ist. Aus meiner Sicht ist dies eine ganz entscheidende Einsicht, um sich aktiv um die Ausgestaltung der Beziehung 2.0 zu kümmern. Oder auch um festzustellen, das der Wunsch nach einer neuen Beziehung mit dem/der alten Partner(in) nicht bei beiden gegeben ist – oder nicht ausreichend stark ist um die Beziehung zu „renovieren“.

 

Waren beide beteiligt?

Oft ergibt sich in dieser Phase der Wunsch nach einem Neustart mit dem/der bisherigen, vertrauten und im Grunde oft noch geliebten Partner(in), ohne dass schon klar ist, wie dieser Neustart überhaupt aussehen könnte. Dazu kann auch ich keine vorgefertigte Lösung präsentieren, aber ich kann mit dem Paar an wichtigen Fragen forschen, wie z.B.:

 

  • – Welche Sehnsüchte treiben Sie an, die die Partnerschaft erfüllen oder zumindest nicht verhindern soll
    – Wo möchten Sie ihre eigene Persönlich hinentwickeln – wenn überhaupt?
    – Welchen Anteil haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paar an Erfahrung zu ernten?
  •  
    Durch die Beschäftigung mit solcherlei Fragen (was Sie natürlich auch ohne mich und ohne Krise mit Ihrer Partner(in) tun können) entstehen mit der Zeit immer deutlicher die Konturen und Eckpfeiler, die das neue Grundgerüst erkennen lassen.

     
    Und manchmal passiert eben gerade dies nicht oder die sich abzeichnende Lösung gefällt nur einem Partner und dem anderen eine andere. Kurzum, manchmal zeigt es sich, daß in Zukunft diese Paarkonstelation nicht mehr möglich sein wird. Aber was stattdessen?

     
    Darüber werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag schreiben.

     


    Wenn Sie per mail auf neue Blog-Beiträge aufmerksam gemacht werden wollen, melden Sie sich bitte oben links an