Sex – Verweigerer

Wie im letzten Blog soll es noch einmal um Sex bzw. um Kein-Sex gehen. Diesesmal um eine bestimmte Ursache, die Liebende zu Sex-Verweigerern werden lassen kann, ohne dass sie dies eigentlich wollen.  

Viele, oft etwas ältere Paare haben keinen Sex mehr zusammen, obwohl sie eigentlich gerne welchen hätten. Warum ist das so? Mir ist als eine Erklärung häufig folgendes Muster aufgefallen. Die Paare berichten, dass der Sex nicht mehr „funktioniert“. Auf meine Nachfrage hin, was „nicht funktioniert“ bedeutet, wird erklärt, dass die Erektion nicht mehr so verlässlich und dauerhaft ist wie früher und dass deswegen der Beischlaf oder ein Orgasmus nicht (immer) möglich seien.

Das sind die Fakten, interessanter ist aber, was daraus oft folgt, nämlich Scham auf beiden Seiten. Der Mann schämt sich, dass er die (vermuteten) Erwartungen der Frau nach einer dauerhaften Erektion nicht erfüllt, die Frau glaubt, dass die mangelnde Erektion des Mannes darauf zurück zu führen ist, dass sie nicht mehr attraktiv genug für ihn sei. Eine peinliche Situation für beide, verstärkt noch dadurch, dass meist die Worte fehlen, über das Offensichtliche ins Gespräch zu kommen. Der Beginn einer Abwärtsspirale. Obwohl beide gerne noch Sex miteinander hätten, lassen sie es doch lieber bleiben um sich peinliche Situationen zu ersparen. Die Folge davon ist oft Unzufriedenheit mit sich und dem/der Partner(in), eine Unzufriedenheit, die dann oft Konflikte an ganz anderen Stellen speist.

Was ist die Lösung ?

Die Wurzel des Problems liegt darin, dass wir meinen, beim Sex funktionieren, ja performen zu müssen. Kein Wunder bei Menschen die in einer Leistungsgesellschaft sozialisiert sind.  Wäre es da nicht schön, wenn es Inseln in unserem Leben gäbe, wo andere Regeln gelten, wo wir nicht nach unserer Leistung beurteilt werden, wo wir uns einfach entspannt fallen lassen können?

Wie wäre es, wenn Sie Körperlichkeit, Zärtlichkeit, Erotik, Kuscheln, Streicheln, Erregung, Sex nur zum Selbstzweck erleben würden, ohne auf ein bestimmtes Ziel zuzusteuern, ohne zu denken, dies und jenes muss passieren? Wie wäre es, wenn Sie jeden Moment in der erotischen Begegnung an sich genießen könnten ohne im Kopf bei den „sexuellen Aufgaben“ zu sein, die Sie meinen, noch erfüllen zu müssen? Wie wäre es, wenn Ihr inneres Bild, was „richtiger Sex“ ist, mit der Zeit verblassen und sich dann auflösen würde?

Die oben beschriebenen peinlichen Situationen würden Ihnen jedenfalls erspart bleiben und statt dessen käme wieder Genuss und Leichtigkeit in das körperliche Spielen mit dem/der  Partner(in).

…und wie macht mensch das?

Wie immer im Leben ist der erste Schritt, sich zunächst die Zusammenhänge bewusst zu machen und sich Lösungsalternativen vorzustellen, mögen sie derzeit auch noch fremd oder utopisch scheinen. Also das Thema nicht verdrängen , sondern sich innerlich immer wieder damit beschäftigen.

Schritt zwei ist, den Mut aufzubringen, die Angst vor der Peinlichkeit zu überwinden und  mit dem/der Partner(in) über das Thema ins Gespräch zu kommen. Wer weiß, vielleicht rennen Sie bei Ihrem Gegenüber ja offene Türen ein und er/sie ist erleichtert über den Gedanken, aus Ihrem körperlichen Beisammensein eine Insel der Intimität und Wahrhaftigkeit werden zu lassen statt unter Leistungs- und Erwartungsdruck zu versuchen, dass „Sex funktioniert“.

Und dann: Geduld und üben…..

 

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Warum uns Krisen stärken

Gleich vorweg: Auch wenn in diesen Zeiten sich die meisten Artikel, die den Begriff „Krise“ enthalten auf die Pandemie beziehen, so ist dies hier (fast) nicht der Fall.  Nur am Anfang werde ich das Thema kurz streifen:

In den letzten Wochen wurden wir überhäuft mit Schreckensmeldungen zu Coronakrise. Aber immer öfter wird nun zu Recht auch auf die Chancen hingewiesen die diese Krise birgt. Doch damit steht die Coronakrise keinesfalls alleine, denn es ist ein Spezifikum aller Krisen, dass sie Chancen mit sich bringen. Man muss sie nur entdecken.

Welche Chancen stecken also beispielsweise in privaten- und insbesondere in Beziehungskrisen? Wie können wir diese erkennen und nutzen um gestärkt aus der Krise hervor zu gehen?

 Krisen lassen uns klarer sehen

Unabhängig davon was genau die Krise ausgelöst hat, spülen Krisen das an die Oberfläche, was auch vorher schon vorhanden war, vielleicht auch schon erahnt wurde, aber eben noch nicht erkannt und angesprochen werden konnte. Krisen weiten also zunächst einmal unseren Erkenntnisraum – lassen uns Realitäten klarer sehen. Es ist oft nicht angenehm von Krisen aus Illusionen gerissen zu werden, dennoch sehr wertvoll.

„Ich kann jetzt mit meinem Partner über Themen reden, die früher keiner von uns anzusprechen gewagt hätte.
Wir sind uns jetzt näher denn je“. So eine Klientin meiner Praxis nach einigen Beratungsgesprächen.

Wir können uns die Krise also dann zu nutze machen, wenn wir uns den neuen Erkenntnissen nicht verweigern sondern sie annehmen. Oft sind diese Wahrheiten aber nicht ohne weiteres erkennbar. Sie werden zunächst noch verdeckt von der Angst, dem Ungewissen, vielleicht auch der Scham in die uns Krisen stürzen.

Um zu erkennen auf was uns eine Krise hinweisen will braucht es einen gewissen zeitlichen Abstand zum Geschehen und oft auch eine Hilfe von Dritten. Jemanden also der von außen neutral als nicht Betroffener auf die Situation schaut und daher besser erkennen kann, welche Botschaften in der Krise liegen könnten. Daher ist es gut in persönlichen Krisen (darin liegt ein Gegensatz z.B. zur Corona-Krise) nicht sofort weitreichende Entscheidungen zu treffen. Selten ist ganz schnelles Handeln erforderlich.

 Beispiel aus der Praxis

Ein vielleicht recht bekanntes Beispiel, welches ich in meiner Praxis auch schon oft begleitet habe ist folgendes: Ein Partner geht fremd, hat sexuelle Kontakte außerhalb der Paarbeziehung. Die Sache fliegt auf und hinterlässt zunächst einen Scherbenhaufen (siehe dazu auch den Beitrag „Erwischt“). Paare die an dieser Stelle nicht abbrechen, sondern weitergehen gestehen sich oft ein, dass das Sexualleben innerhalb der Partnerschaft für beide oder zumindest einen der Partner unbefriedigend war.

Sie tauschen sich erstmals über schwierige aber wichtige Themen aus, die schon lange in der Luft lagen. Viele Paare berichten, das eine solche Krise – so schwer sie auch zu meistern war – ihrer Sexualität als Paar, ihrer Intimität, überhaut ihrer Paarbeziehung eine ganz neue Lebendigkeit und Echtheit verliehen hat. Auch der Umstand, dass beide bewiesen haben, gemeinsam eine schwere Zeit durchleben und durchlieben zu können stärkt viele Paare.

Oft ist es allerdings nicht einfach ganz alleine als Paar wie der Phönix aus der Asche aus dem Trümmerhaufen aus Verletzungen, Enttäuschungen und Vorwürfen neue Perspektiven zu erkennen und wieder in ein neues Paarleben aufzusteigen. Scheuen Sie sich in einem solchen Fall also nicht Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, z.B. durch vertraute, enge Freunde aber auch durch professionelle Paarbegleitung.

 

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Genital-Meditation

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, Genital-Meditation ist keine neue sexuelle Praxis, die Sie noch nicht kennen. Ganz im Gegenteil – mit Sex hat sie erst einmal nichts zu tun aber eben mit Meditation . Vor allem aber ist die Genital-Meditation eine wunderbare Möglichkeit jenseits vom Sex mit dem Partner* (körperliche) Intimität herzustellen.

 

Für eine Genital-Meditation brauchen Sie keine besonderen Vorkenntnisse was das Meditieren angeht. Was Sie brauchen ist:
– Eine gewisse Fähigkeit, sich zu konzentrieren und präsent zu sein
– Die Bereitschaft mit ihrer Partnerin* Neues auszuprobieren
– Mindestens 30 Minuten ungestörte Zeit

 

So funktioniert’s

– Entscheiden Sie zunächst, wer der Gebende, wer der Nehmende von Ihnen beiden ist
– Wenn Sie nicht schon im Bett sind, gehen Sie in ein solches, und zwar nackt
– Der / die Nehmende legt sich bequem auf den Rücken, entspannt sich und lenkt seine/ihre Aufmerksam, vielleicht auch seinen/ihren Atem zu den Genitalien
– Der / die Gebende legt sich ebenfalls bequem und entspannt neben den Partner* auf den Rücken, wartet bis der Partner* bereit ist und legt dann eine (warme) Hand langsam und vorsichtig auf den Penis des Partners bzw. die Vulva der Partnerin
– Auch der / die Gebende entspannt sich und lenkt seine/ihre Aufmerksam, vielleicht auch seinen/ihren Atem über den Arm und die Hand zu den Genitalien der Partnerin*
– Nach etwa 5-10 Minuten nehmen Sie die Hand wieder langsam wieder zurück
– Machen Sie eine kurze Pause und tauschen sie sich dann mit Ihrem Partner* darüber aus, was Sie erlebt und empfunden haben, was Ihnen eher leicht oder eher schwer gefallen ist
– Wichtig dabei ist, das Sie nicht ins Diskutieren kommen sondern einfach das anhören und annehmen was die Partnerin* Ihnen mitteilt

 

Natürlich kommt es vor, dass allein durch die aufgelegte Hand der Penis steif wird bzw. die Frau erregt wird. Sollte dies geschehen, ist das selbstverständlich völlig in Ordnung. Freuen Sie sich darüber und lassen Sie es zu. Wichtig ist aber sich darüber klar zu sein, dass dies nicht das Ziel der Genital-Meditation ist. Bleiben Sie also absichtslos.

 

Sex und Meditation von einander trennen

Und selbstverständlich ist es auch nicht verboten, nach der Meditation Sex miteinander zu haben. Es empfiehlt sich aber, beides von einander zu trennen indem Sie die Meditation bewusst abschließen und sich ggf. erst dann sexuell zu begegnen.

 

Es ist nicht unbedingt notwendig, die Genital-Meditation sofort im Anschluss mit getauschten Rollen zu wiederholen. Oft ist es schöner, diese Meditation häufiger einmal durchzuführen, einmal in die eine, das nächste mal in die andere Richtung.

 

Aus meiner Erfahrung tut die Genital-Meditation sowohl sexuell aktiven Paaren gut, weil sie jenseits der sexuellen Begegnung noch eine weitere Möglichkeit körperlicher Intimität darstellt. Und ebenso tut sie Paaren gut, die (derzeit) keinen Sex (mehr) haben, aus genau dem selben Grund.

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hier oder per mail (gerne anonym) einen Kommentar schreiben, wie es Ihnen mit der Genital-Meditation ergangen ist. Ein Klientenpaar sagte mir einmal: „Wir nennen es statt Genital-Meditation immer Genial-Meditation“

 

 

* = Dieser Begriff, wie auch weitere Begriffe mit grammatikalischem Geschlecht, sind geschlechtsneutral zu verstehen, d.h. in diesem Fall ist sowohl der männliche Partner wie auch die weibliche Partnerin gemeint

Sex & Intimität

Was war zu erst, die Henne oder das Ei? Oder in diesem Falle, was braucht es zu erst, Sex oder Intimität?

 

Am Ende der ersten Sitzung hatte ein Paar zusammen mit mir folgende Ziele für die Beratung erarbeitet: Beide wollten mehr Intimität und Nähe in ihre Beziehung bringen und beide wollten ihre gemeinsame Sexualität neu beleben. So weit so harmonisch.

 

Wie dieses gemeinsame Ziel zu erreichen sei, davon hatten beide allerdings diametrale Vorstellungen: Während der Mann mehr Intimität und Nähe über eine wieder belebte Sexualität herstellen wollte, war für die Frau eine größere Nähe und Intimität überhaupt erst die Voraussetzung, sich sexuell neu einzulassen.

 

Forschungsfragen zu Sex, Nähe und Intimität

Ich gab dem Paar als „Hausaufgabe“ folgende Forschungsfragen mit: Der Mann sollte bis zur nächsten Sitzung erkunden, ob es für ihn neben der sexuellen Begegnung noch weitere Möglichkeiten gäbe, die Intimität zu vertiefen. Die Frau bat ich zu überlegen, welchen Grad an körperlicher Nähe sie beim derzeitigen Stand ihrer Intimität zulassen könne. Welche Form der körperlichen Begegnung aus ihrer Sicht zur Zeit also dem Grad der Nähe entspricht.

 

Da ich in der ersten Sitzung den Eindruck gewonnen hatte, daß das Paar in der Lage war respektvoll und konstruktiv miteinander zu kommunizieren, „erlaubte“ ich ihnen, sich auch schon vor dem nächsten Betungsgespräch darüber auszutauschen, welche Erkenntnisse sie gewonnen hatten.

 

Forschen Sie selbst zu Sex, Nähe und Intimität

Es geht hier nun nicht darum, Ihnen diese Erkenntnisse und Lösungsansätze dieses speziellen Paares zu präsentieren. Vielmehr möchte ich Sie ermutigen, sich selbst diese oder ähnliche Forschungsfragen zu stellen, wenn Sie sich in einer vergleichbaren Situation befinden.

 

Im Idealfall können Sie sich mit Ihrem Partner konstruktiv und vorwurfsfrei über Ihre Erkenntnisse austauschen, was allein schon ein Schritt zu tieferer Intimität ist und damit schon ein Teil der Lösung.

 

Nicht allen Paaren ist es allerdings vergönnt in Zeiten von Problemen und Krisen konstruktiv miteinander reden zu können. In diesem Fall ist es meist hilfreich, eine dritte, neutrale Person mit hinzuzuziehen, allein schon deshalb, weil man (und frau) sich in Anwesenheit Dritter automatisch „besser benimmt“.

 


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Sex 70/30

Dies ist die Formel für guten Sex. Genau so rum und nicht etwa 30/70. Was bedeutet die Formel? Sie beschreibt, wie wir unsere Aufmerksamkeit beim Sex verteilen sollten, nämlich 70% auf uns selbst und 30% auf unseren Partner. Und nicht etwa umgekehrt, wie es viele „rücksichtsvolle“ Menschen für richtig halten.

 

Natürlich sollten Sie diese Formel nicht zu ernst nehmen, sie ist nicht wissenschaftlich bewiesen. Sie soll nur zum Ausdruck bringen, dass Sie beim Sex vor allem bei sich selbst bleiben sollten, ohne dabei einen unverbundenen „Ego-Trip“ zu fahren.

 

Sex zwischen „Ego-Trip“ und „Alles recht machen wollen“

Aber warum nicht umgekehst, wäre es nicht viel rücksichtsvoller, sich vor allem an den Bedürfnissen des Partners / der Partnerin zu orientieren und die eigenen dahinter zurücktreten zu lassen? Rücksichtsvoller vielleicht, aber wohin führt diese Art der Rücksicht? Dazu dass wir ständig damit beschäftigt sind VERMUTETE Bedürfnisse des Partners zu ergründen und zu erfüllen, statt für unsere REALEN eigenen Bedürfnisse Verantwortung zu übernehmen.

 
Das ist Ihnen alles zu theoretisch? Dann probieren Sie es doch einfach mal aus, was passiert, wenn Sie beim Sex mehr bei sich als bei Ihrem Partner / Ihrer Partnerin sind. Bedenken Sie aber, die Formel lautet 70/30 und nicht etwa 100/0.

 

Hundert Prozent beim Sex

Und die Formel bedeutet auch, dass wir 100% (70 + 30) unserer Aufmerksamkeit beim Sex beim Sex haben sollten und 0 % bei dem was wir noch alles in Büro erledigen müssen, bei den Bildern aus dem Pornofilm oder den anstehenden Einkäufen und Hausarbeiten.

 

Soweit die ideale Welt. Und wenn Sie sich dabei „erwischen“ (noch) nicht in diesem Idealzustand zu schweben, sein Sie milde mit sich. Wichtig ist, dass Sie überhaupt bemerkt haben, dass es für Ihr Sexualleben noch Entwicklungsmöglichkeiten zu mehr Intensität, Tiefe, Intimität, Nähe und Erfüllung gibt.

 

Let’s talk about Sex, Baby

Kommen Sie mit Ihrem Partner ins Gespräch über hochprozentigen Sex. Fragen Sie ihn, wie sein persönlicher Prozente – Cocktail aussieht. Und erschrecken Sie nicht, falls er oder sie die Wahrheit sagt. Denn Wahrheit ist der beste Dünger für Liebe und Liebe ist der beste Dünger für guten Sex – viel besser als Prozentrechnungen.

 


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