Was wenn nicht Paar?

Das Ergebnis einer Beziehungsberatung kann auch sein, daß die Paarbeziehung nicht weiter geführt wird. Aber was statt dessen? Können wir Freunde bleiben – oder werden? Wie wollen wir unsere Elternschaft organisieren? Sollten wir (erstmal) gar keinen Kontakt mehr haben? Auf diese Fragen gehe ich im dritten Teil der kleinen Serie über Paarberatung ein.

Durch die obigen Fragen wird klar, daß das Ende einer Paarbeziehung nicht zwangsläufig das Ende überhaupt jeder Beziehung zu dem anderen Menschen ist. Wie die Phase nach der Trennung gestaltet werden soll, hängt von vielen Faktoren ab, z.B.

  • Gibt es gemeinsame Kinder – wie alt sind diese?
  • Gibt es eine gemeinsame Wohnung und oder gemeinsamen Besitz?
  • Sind beide mit der Trennung einverstanden oder wollte sie nur einer von beiden?
  • Haben beiden den Wunsch auf irgend eine Weise in Kontakt zu bleiben oder ist dies nur eine (vorübergehende) Notwendigkeit?

 

Gestaltungsspielraum nutzen

Durch die Beschäftigung mit all diesen Fragen wird deutlich, dass sich Trennung bzw. die Phase nach der Trennung aktiv gestalten lässt. Trennung besagt, dass ich mit einer Person nicht mehr in einer Paarbeziehung lebe, das Wort gibt aber keine Auskunft darüber, in welchem Verhältnis Sie statt dessen mit der Person stehen. Da ist vieles möglich, von

  • Absolutem Kontaktabbruch / Kontaktvermeidung über
  • Oberflächlich entspanntes Verhältnis, wenn man sich zufällig mal begegnet
  • Funktionierende „Geschäftsbeziehung“ z.B. um weiterhin gemeinsam Elternschaft zu leben bis hin zu
  • persönlicher Freundschaft mit Interesse am Leben und dem Wohlergehen des anderen

So gesehen ist eine Trennung auch der Anfang einer neuen Phase, die Sie gestalten können, manchmal, bedingt durch äußere Notwendigkeiten auch müssen. Konkret bedeut das, daß einige Paare, bei denen die Beratung bei mir in eine Trennung mündete, noch zu einigen weiteren Gesprächen kommen, um herauszufinden, wie es nun weiter gehen soll.

 

Trennung ist nicht Ende sondern Anfang

Genau genommen beginnt nach der Trennung nicht EINE neue Phase sondern mehrere. Zunächst kann bei einem oder beiden der Schmerz und die Verletzung so im Vordergrund stehen, daß für eine gewisse Zeit der größtmögliche Abstand gesucht wird. In späteren Phasen kann dann vielleicht wieder ein anderer Umgang miteinander gefunden werden.

Die Muster und Möglichkeiten nach einer Trennung sind individuell sehr verschieden, weswegen es hilfreich sein kann, sich durch diese schwierige Zeit begleiten zu lassen, sei es gemeinsam als ehemaliges Paar, sei es als Einzelperson.

Ein ganz persönliches Herzensanliegen ist mir dabei die Begleitung von Eltern in der Trennungsphase. Und ich muß zugeben, daß ich dabei – im Gegensatz zu meiner sonstigen Arbeit – nicht ganz unparteiisch bin, sondern mir das Kindswohl besonders wichtig ist. Leider werden Kinder, oft sogar ohne bewusste Absicht, als Druckmittel im Kampf der Eltern mißbraucht. Auch kleinen Kinder spüren das und leiden sehr darunter oder nehmen Schaden. Meine Bitte: Seien Sie sich dieser Gefahr bewusst und lassen Sie sich trotz aller Wut, Schmerz und Trauer dazu nicht hinreißen.


 

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Trennung

Auch eine Paarberatung kann eine Trennung nicht immer verhindern – vor allem dann nicht, wenn Paare sehr spät in die Beratung kommen. Manchmal erweisst sich eine Trennung tatsächlich auch für beiden als der beste Weg. In jedem Fall geht es mir dann darum, die Trennung zusammen mit dem Paar so zu gestalten, dass sie in Würde stattfinden kann.

 

Leider kommen Paare oft sehr spät in die Beratung, dann wenn ihr inneres Auseinanderleben schon weit fortgeschritten ist (siehe dazu auch den Blog Beitrag „Zu früh/zu spät“). Dann kann sich eine Trennung möglicherweise wirklich als eine sinnvolle Möglichkeit herausstellen. Hin und wieder ist auch nur einer der Partner davon überzeugt, dass eine Trennung der einzige Ausweg ist. Wenn sich diese Überzeugung – die nicht unbedingt falsch sein muss – bei einem der Partner verfestigt, kann auch eine Paarberatung eine Trennung nicht verhindern.
 

Ergebnisoffene Beratung

Grundsätzlich ist es so, dass meine Beratungen ergebnisoffen sind. D.h. das Paar selbst bestimmt, was das Ziel der Beratung sein soll. Manche Paare sind sich klar, dass sie zusammen bleiben wollen und ihre Krise gemeinsam bewältigen möchten. Andere wollen Klarheit erlangen ob sie weiter einen gemeinsamen Weg gehen sollten. Wieder andere möchten bei einer würdevollen Trennung begleitet werden. Und es gibt die Fälle, in denen beide Partner unterschiedliche Wünsche haben.

 

Aber auch wenn sich ein Paar einig ist was es möchte, ist das Ergebnis der Beratung machmal ein anderes. Ich habe Paare begleitet, die wegen einer Trennungsbegleitung zu mir kamen, dann aber während dieses Prozesses auf einer tieferen Ebene wieder zueinander gefunden haben.

 

Manchmal kommt es anders

Und ich habe auch mit Paaren gearbeitet, die beide Ihre Beziehung um jeden Preis retten wollten. Während der Beratung stellte sich heraus, dass das einzige Interesse das sie gemeisam hatten, darin lag den Trennungsschmerzes zu vermeiden. So gut es mir möglich war begleitete ich dieses Paar durch diesen Schmerz und half bei einer würdevollen Trennung, die für beide neue Lebensperspektiven ermöglichte.

 

Fazit: Eine Trennung ist nicht immer das schlechteste Ergebnis einer Paartherapie und zu welchem Ergebnis die Beratung führt ist im Vorhinein nicht immer abzusehen. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein bevor sie den mutigen Schritt zur Beratung tun.

 


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